Jour Fixe

Wie Moldova mit den Herausforderungen der russischen Invasion in der Ukraine umgeht

Zu Gast in der Botschaft der Republik Moldau in Berlin
22. September 2023

Die militärische Aggression Russlands in der Ukraine hat die Republik Moldau und ihre Bürgerinnen und Bürger vor eine Reihe beispielloser Herausforderungen gestellt. Der Krieg in unmittelbarer Nähe zu Moldova hat Hunderttausende ukrainische Flüchtlinge an die Grenze gebracht, die traditionellen Handelsrouten und Exporte moldauischer Waren stark beeinträchtigt, Energieknappheit und die härteste Hyperinflation in der Region verursacht. Trotz aller Schwierigkeiten haben die Behörden und Bürger der Republik Moldau enorme Solidarität und Großzügigkeit gegenüber dem ukrainischen Volk gezeigt sowie Widerstandsfähigkeit angesichts der widrigen wirtschaftlichen Bedingungen, die durch die Auswirkungen des Krieges beeinflusst wurden.

Entscheidend für diese Bemühungen war die Unterstützung der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschlands, die Ressourcen mobilisierten, um rasch auf die dringenden Bedürfnisse der Republik Moldau zu reagieren. S.E. Botschafter Aureliu Ciocoi bewertete die politische und sozioökonomische Situation in der Republik Moldau im Kontext der aktuellen regionalen Sicherheitskrise und sprach mit den ca. 20 Gästen der DRG über zukünftige Prognosen für die Entwicklung des Landes.

Referent: S.E. Botschafter Aureliu Ciocoi wurde am 1968 in Chișinău geboren. Er war Botschafter in verschiedenen Ländern und zeitweise Außenminister seines Landes. Seit dem 7. April 2022 ist er Botschafter der Republik Moldau in der Bundesrepublik Deutschland.

Moderation: Dr. Gerhard Köpernik, DRG


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Entdeckungen im Land der Bären und Kettensägen

Ein Spaziergang auf der Suche nach ursprünglichen Wäldern, alter Heimat und denen, die beides kaputtmachen wollen
8. Juni 2023

Rumänien gilt als Land der Wälder, obwohl es mit etwa 25% bewaldeter Fläche unter dem EU-Durchschnitt liegt. “Der Rumäne” bezeichnet sich traditionell gerne als “Bruder des Waldes” (frate cu codrul), dabei behandeln allzu viele Wald und Natur eher stiefbrüderlich. Rumänien gibt sich gerne (hyper)patriotisch – verscherbelt, zerschreddert und verheizt aber in grossem Stil seine noch intakten Wälder.
Diesen und weiteren Paradoxa seines schrecklich netten Heimatlandes versuchte Hans Hedrich auf den Grund zu gehen, indem er der Spur des (illegal gefällten) Holzes aus dem Karpaten-Urwald ins Grosssägewerk einer österreichischen Firma folgte – und entdeckte dabei zufällig, dass Rumänien der Mittelpunkt der Welt ist.

Referent: Hans Hedrich 1971 in Schässburg / Sighișoara geboren, 1990 fröhlich ausgewandert, in München ab 1995 Dokumentarfilmhandwerk und Politikwissenschaft gelernt, 2002 HiWi-Jobs im Ungarischen Institut München, 2003 Praktikum bei der EU-Kommission, 2004 Aufbaustudium in Ungarn, 2005 fröhlich in die alte Heimat zurückgekehrt – und letzteres nicht bereut.
Seither als engagierter Umwelt- und Bürgerrechtsaktivist, Organisator für Fernsehreportagen, Fahrradbastler und streitbarer Facebook-Kommentierer tätig.
Zukunftspläne: Organisation eines Europäischen Friedenskongresses und eine Fahrradreise von Siebenbürgen nach Senegal.

Moderation: Janka Vogel, DRG

Power-Point-Präsentation der Veranstaltung


Jour Fixe

Hilfe in Moldova für Flüchtlinge aus der Ukraine und aktuelle Sicherheitslage in Moldova

in Kooperation mit Johannes Schraps (MdB) und dem Deutsch-Moldauischen Forum
9. Mai 2023

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat sich auch für das Nachbarland Moldova das Lebensgefühl schnell verändert. Zwischenzeitlich hatte man im März 2022 ca. 300.000 Menschen, meist Frauen mit Kindern und ältere Menschen, zu versorgen – etwa 10% Bevölkerungszuwachs. Bis zum heutigen Tag leben etwa 75.000 Menschen aus der Ukraine als
Flüchtlinge in Moldova.

Julian Gröger lebt seit 2017 in Chișinău und hat schnell eine Initiative ins Leben gerufen, um moldauische Gastfamilien bei ihren Hilfsunternehmungen zu unterstützen. Viele andere Mitglieder der DRG haben dafür gespendet. Julian wird an diesem Abend von diesem Projekt berichten. Über das Jahr 2022 haben sich die Energiepreise in Moldova verfünffacht und mit dem Beginn der Heizsaison bekamen dies alle Menschen im Land zu spüren. Kreml-treue Akteure versuchten, die Energiekrise in Moldova zu instrumentalisieren und die Stimmung gegen den Regierungskurs anzuheizen. Auch wenn diese Proteste ihr Ziel nicht erreicht haben und die Reformregierung im Frühling 2023 noch steht: Wie kann Moldova im nächsten Winter resilienter auf die Preisschocks am Energieweltmarkt reagieren? Wie könnte eine moldauische Energiewende also aussehen?

Referent: Julian Gröger, DRG

Einladung und Moderation: Johannes Schraps ist Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Hameln-Pyrmont – Holzminden. Als ordentliches Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union ist er in der SPD-Bundestagsfraktion u.a. zuständiger Berichterstatter für die Östliche Partnerschaft. Darüber hinaus ist er stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe.


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Das Rumänische Kulturinstitut in Berlin während des Zweiten Weltkriegs

20. April 2023

Die Gründung eines Rumänischen Kulturinstituts in Berlin war schon früh ein Herzensanliegen von Sextil Puşcariu (1877 – 1948), dem wohl bedeutendsten rumänischen Philologen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Puşcariu war im damals noch zum k.u.k.-Reich gehörenden Kronstadt geboren worden und hatte in Leipzig und Wien studiert, was seine Affinität zum deutschsprachigen Kulturkreis leicht erklärt. Nachdem Deutschland und Rumänien aber im Ersten Weltkrieg Kriegsgegner waren, mussten entsprechende Planungen Puşcarius zunächst einmal hintenangestellt werden – rumänische Kulturinstitute wurden nach Kriegsende in Paris und Rom gegründet, also den Hauptstädten der Länder, deren Verbündeter Rumänien einerseits gewesen war und denen man sich durch die gemeinsame Romanität andererseits besonders verbunden fühlte.
Mit den politischen Veränderungen der 1930er Jahre sowohl in Rumänien als auch in Deutschland konnte dann Puşcarius Plan der Gründung eines Rumänischen Kulturinstituts in Berlin wieder verfolgt und schließlich 1940 in die Tat umgesetzt werden. Allerdings war die Vermittlung rumänischer Kultur nur eines der Ziele des Instituts, das ähnlich wie sein Pendant in Rumänien, das Deutsche Wissenschaftliche Institut in Bukarest, auch Propagandazwecken diente. So ist der Titel einer vor wenigen Jahren in Rumänien erschienenen Untersuchung zum Rumänischen Kulturinstitut in Berlin (Matei, Irina – Nastasă-Kovács, Lucian: Cultură şi propagandă. Institutul Român din Berlin (1940 – 1945), Cluj-Napoca: Mega 2018) durchaus angemessen.

Referent: Wolfgang Dahmen, DRG


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Rumänien – ein Jahr nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine

23. März 2023

Vor gut einem Jahr öffnete Rumänien seine Grenzen und seine Herzen für die von Russland angegriffenen Menschen aus der Ukraine. Über drei Millionen Geflüchtete haben inzwischen die Grenze nach Rumänien passiert, 100.000 haben sich in dem EU-Land niedergelassen, die Hälfte von ihnen Kinder. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg hatten die Menschen in Rumänien so große Angst wie in der Nacht des 24. Februar 2022, als die russische Invasion in der Ukraine begann. Viele fragten sich damals: Was tun wir, wenn die Russen auch uns angreifen? Und: Was passiert mit der Republik Moldau?
2024 ist ein Super-Wahljahr in Rumänien. Im Mai finden die Europawahlen, später im Herbst die Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen statt. Die aktuelle Regierungskoalition aus PSD (Sozialdemokraten) und PNL (National-Liberale) – mit dem Juniorpartner UDMR, dem politischen Verband der ungarischen Minderheit – bereitet sich im Vorfeld auf die vereinbarte Rochade (im Mai 2023) an der Spitze der Regierung vor. Der Zuspruch für die Koalitionsparteien ist in den letzten Umfragen geschrumpft, die rechts-nationalistische Partei AUR konnte zulegen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die wirtschaftliche und soziale Lage in Rumänien – im Schatten des Krieges in der Ukraine – auf die bevorstehenden Wahlen auswirken wird.

Referent:
Robert C. Schwartz ist Journalist. Seit 1992 ist er für die Deutsche Welle, den Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland, tätig. Zwischen 2000-2020 leitete er die Rumänische Redaktion der DW. Zurzeit betreut er unter anderem das umfassende Projekt “Sinti und Roma in Europa”.
Schwartz wurde 1956 in Hermannstadt/Sibiu, Rumänien, geboren. Nach dem Studium der Germanistik an der Universität Bukarest arbeitete er als Lehrer am Deutschen Gymnasium in der rumänischen Hauptstadt, dessen Direktor er nach dem Sturz Ceaușescus wurde. 1990 war er Vertreter der deutschen Minderheit im ersten provisorischen Parlament Rumäniens nach der politischen Wende. Seit Ende 1991 lebt er in Deutschland.
Schwartz ist Mitglied der Südosteuropa-Gesellschaft (München) und sitzt im Vorstand des Deutsch-Rumänischen Forums e.V. (Berlin). 2012 wurde er mit dem rumänischen Orden für Kulturelle Verdienste im Rang eines Kommandeurs ausgezeichnet.


Jour Fixe

Republik Moldau – das unbekannte Land

Sechs Jahre in Chișinău
8. Februar 2023

Bereits 1993 war Josef Sallanz als DAAD-Stipendiat an der Universität Bukarest im Rahmen einer Tagung erstmals in der Republik Moldau. Der Wunsch wiederzukommen und das Land besser kennen zu lernen, war gereift. Gut zwei Jahrzehnte später sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen und zwar als DAAD-Lektor für sechs Jahre.
Es erwarteten ihn aufregende Zeiten in der Moldau: Kurz nach seiner Ankunft kam es 2016 zur Wahl des prorussischen Kandidaten Igor Dodon zum Präsidenten der Republik. Die Proteste gegen den Präsidenten und die Regierung nahmen zu. Die politischen „Spielchen“ der damaligen Regierung, die hauptsächlich von der Partei des inzwischen flüchtigen Oligarchen Vlad Plahotniuc gestellt wurde, gipfelten 2019 in der Weigerung des Premierministers Pavel Filip nach der verlorenen Wahl zurückzutreten, und den Regierungspalast zu räumen. Nach der Wahl von Maia Sandu am 8. Juni 2019 im dunklen Parlamentsgebäude zur Premierministerin, die Regierung Filip ließ dort den Strom abstellen, „amtierten“ für kurze Zeit zwei Regierungschefs in Chișinău. Schließlich gewann 2020 die prowestliche Politikerin Maia Sandu gegen den amtierenden Präsidenten die Präsidentschaftswahlen.
Die Covid-Pandemie stellte die kleine Republik zwischen Rumänien und der Ukraine, wie auch die ganze Welt, vor große Herausforderungen. Die Parlamentswahl von 2020 brachte eine prowestliche Regierung an die Macht, die dann bald die Folgen des russischen Angriffskrieges im Nachbarland Ukraine zu spüren bekam und eine große Fluchtbewegung zu bewältigen hatte. Dank der großartigen Unterstützung der moldauischen Bevölkerung und westlicher Regierungen gelang ihr das recht gut.

Darüber und über seine Erfahrungen als DAAD-Lektor in der Republik Moldau hat Josef Sallanz in seinem Vortrag (mit Fotos) berichtet.

Referent:
Dr. Josef Sallanz, DRG


ORDER 7161

Buchvorstellung und Gespräch
10. Januar 2023

Im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung fand zu Beginn des Jahres eine Buchvorstellung mit Gespräch über ORDER 7161: Deportation, Schweigen, Erinnerung – Ein Foto-Textbuch von Marc Schroeder u.a. in Kooperation mit der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft statt.

YouTube-Video der Veranstaltung


Görlitz

Ausflug mit Besuch beim Bürgermeister
2. Juli 2022

Am 2. Juli 2022 hat eine Gruppe der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft Görlitz besucht. Nach einem einstündigem Gespräch mit Oberbürgermeister Octavian Ursu, der aus Rumänien stammt, ließen sich die TeilnehmerInnen von einem Stadtführer die wunderbare Altstadt mit ihren prachtvollen Kaufmannshäusern zeigen.

DRG-Reisegruppe zu Besuch im Rathaus Görlitz.

Jour Fixe

Donau-Delta

Fotoschau und Gespräch
14. Juni 2022

Nachdem die Donau auf über 2800 km sechs Länder hinter sich gelassen hat, entleert sie sich in das Schwarze Meer, in einer einzigartigen und unzugänglichen Landschaft, in Rumänien und im südlichsten Zipfel der Ukraine, am Ende Europas. Das Donaudelta ist eine Welt der Armut, der Rückständigkeit und voller Abschiede, geprägt von extremen Gegensätzen; aber auch eine magische Welt, eine Traumwelt, unstet, flirrend, nicht zu greifen oder zu begreifen.

Viele Menschen verlassen in diesen Zeiten das für sie immer lebensfeindlichere Delta, eine isolierte, abgelegene Gegend, aus der Zeit gefallen und gefühlte Lichtjahre von der rumänischen Hauptstadt entfernt. Diejenigen, die das Delta verließen und zurückgekehrt sind und die, die bleiben, sind keineswegs unempfänglich für die fast irreale Schönheit des Deltas, ein Lebensraum, der sich ständig verändert und für seine Bewohner zu allen Zeiten harte Prüfungen bereit hält.

Referent:
Florian Bachmeier ist selbständiger Fotograf und Mitglied des N-Ost Nachrichtennetzwerkes für Osteuropa. Zuletzt erschien sein Bildband „In Limbo“ über die Ukraine. Für das Projekt „Donau-Delta“ war er über viele Jahre immer wieder in Rumänien, Republik Moldau und Ukraine und wird bisher unveröffentlichte Fotos vorstellen.

Moderation:
Hermine Untch, DRG

Mehr über Florian Bachmeier


Jour Fixe

Acasă – My Home

in Kooperation mit dem Kino Krokodil

9. Mai 2022

In der Wildnis des Bukarest-Deltas, hinter dem Rand der Millionen-Metropole, lebt eine Familie seit über zwanzig Jahren in einsamer Harmonie mit der Natur, in einer selbstgebauten Hütte am Ufer, trotzt der rauen, indifferenten Umgebung, fängt Fische mit bloßen Händen und folgt dem Rhythmus der Jahreszeiten.

Als die Stadt allerdings beschließt, das Gebiet zum größten Naturpark der EU zu erklären, sollen die Enaches zwangsumgesiedelt werden. Die Familie beschließt ihr Zuhause nicht kampflos aufzugeben. Doch auch die Stadtverwaltung ist nicht ganz ohne Argumente: Die Kinder gehen nicht zur Schule, der Zugang zu medizinischer Versorgung ist miserabel, es gibt keine berufliche Perspektive und keine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ihr Leben ändert sich für immer.

Die elfköpfige Familie wird gezwungen, ihr unkonventionelles Leben hinter sich zu lassen und in die Großstadt zu ziehen, wo die Fische in den Händen der Kinder durch Smartphones ersetzt und die Nachmittage nicht mehr im Freien, sondern im Klassenzimmer verbracht werden.Mühsam müssen sie versuchen, sich den Zwängen des urbanen Lebens anzupassen und beginnen, einer nach dem anderen ihre Zukunft in dieser Welt infrage zu stellen.

Aufgewachsen in der Wildnis, ringen die neun Kinder und ihre Eltern um einen Weg, die Familie im Beton-Dschungel zusammenzuhalten.

Regisseur Radu Ciorniciuc erzählt mit seinem preisgekrönten Debütfilm die fesselnde Geschichte einer verarmten Familie beim Scheitern im Kampf um ihre eigene Version von Freiheit.

Moderation: Janka Vogel, DRG

Trailer


Jour Fixe

Rechtsextremismus und Jugendkultur in Rumänien:
Eine Analyse anhand von Beispielen aus zeitgenössischer Musik

in Kooperation mit dem Pangea-Haus

28. April 2022

Rechtsextreme Stimmen und Organisationsstrukturen wurden in Rumänien im letzten Jahrzehnt immer stärker, unter anderem in den Social Media. Als Reaktion hat der Staat neue gesetzliche Bestimmungen zum Schutz der Demokratie in Kraft gesetzt; es gibt auch ansatzweise Bildungsprojekte, um Lehrkräfte für dieses Thema zu sensibilisieren. Ähnlich wie in Deutschland und in anderen Ländern ist auch in Rumänien die Jugendkultur eine wichtige Bühne für rechtsextreme Akteure, ihr Gedankengut zu verbreiten. Von erfolgreichen Rappern, die rechtsextreme Inhalte in ihre Songs einbetten, über Sport bis hin zum Kleidungs- und Lebensstil werden in diesem Jour Fixe verschiedene Beispiele vorgestellt und mit dem Publikum diskutiert.

Referentin:
Mona Vintilă, DRG


Jour Fixe

Galeria Plan B – Ausstellung mit Werken von Gheorghe Ilea

24. März 2022

Die Galeria Plan B wurde 2005 in Cluj/Klausenburg, in Rumänien eröffnet und in 2008 in Berlin. Sie fungiert als Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Gleichzeitig ist es ein Ort, an dem Recherche zur rumänischen Kunst der letzten 50 Jahre betrieben wird. Hierbei wird bestimmten KünstlerInnen die Möglichkeit geboten, international sichtbar zu werden. Seit April 2012 ist die Galerie in Berlin in der Potsdamer Straße zu finden.

Die aktuelle Ausstellung des rumänischen Malers Gheorghe Ilea mit Bildern von „HKW (Heizkraftwerk) Zalău im Abriss“ gibt uns einen guten Anlass, die Galerie Plan B näher kennenzulernen. Mihaela Lutea, Direktorin und Miteigentümerin der Galerie, wird uns einen einzigartigen Einblick in die Ausstellungen, in die Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern (die zum Großteil rumänische Wurzeln haben), aber auch in das Unternehmen Galeria Plan B an sich geben.

Referentin: Mihaela Lutea ist Direktorin und Miteigentümerin der Galerie.

Moderation: Dr. Raluca Fritzsch

Weitere Informationen zur Galeria Plan B


Online-Jour Fixe

Hoffnung für Menschen mit Behinderung im Banat

18. Februar 2022

Die Rumänische Gesellschaft Speranţa beschäftigt sich seit 1990 in Temeschwar und im Banat mit der Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit geistigen Behinderungen und deren Familien. Speranţa bietet ihnen inklusive soziale Dienstleistungen und kämpft gegen Missbräuche und Diskriminierung. Die Organisation bemüht sich darum, dass sich die Einstellung gegenüber Personen mit Behinderungen verändert und organisiert für diese Erholungs- und Sozialisierungsaktivitäten. Aktuell hilft der Verein 400 Familien im Banat – viele leben in bitterer Armut.

Cornelia „Lia“ Cojanu ist das Herz der Rumänischen Gesellschaft Speranţa. Stets mit einem Lächeln im Gesicht, stets optimistisch – so kennen wir Lia seit über zwei Jahrzehnten. Jedes Jahr spenden viele Mitglieder der DRG an Speranţa und unterstützen die wichtige Arbeit der Organisation. Wir sprechen mit Lia über die zahlreichen Herausforderungen der Pandemie für Mitglieder und Verein. So konnten Veranstaltungen und Gesprächsabende nicht mehr stattfinden und Besprechungen sowie Hilfsprojekte mussten anders organisiert werden. Neue Herausforderungen taten sich auf, wie das lange angeordnete Home Schooling für Kinder.

Lia Cojanu wird uns praxisnah von den Herausforderungen berichten, die es ganz konkret für arme Menschen und Menschen mit Behinderung während der Corona-Pandemie in Rumänien gab. Dabei wird sie das Vereinsleben anhand vieler Bilder veranschaulichen und uns einen Einblick in die wichtige Arbeit von Speranţa gewähren. Sie wird auch auf aktuelle Herausforderungen für kleine, spendenfinanzierte Vereine in Rumänien eingehen, die sich z.B. aus der Anhebung des Mindestlohns ergeben.

Referentin:
Cornelia Cojanu, gründete die Rumänische Gesellschaft Speranţa im Jahr 1990 und leitet diese seitdem. Ihre Motivation zog sie unter Anderem aus den Erfahrungen des Kommunismus, wo Menschen mit geistigen Behinderungen aus der Gesellschaft ferngehalten wurden.

Moderation: Tony Krönert, DRG

Informationen zum Verein “Speranța”


Jour Fixe

„Ein Dorf wie nirgends anderswo“ – Unsere 22 Jahre in Viscri/Deutsch-Weißkirch in Siebenbürgen

in Kooperation mit dem Pangea-Haus e.V.

5. November 2021

Zunächst war es reine Abenteuerlust, die Annette Schorb und ihren Mann dazu verlockte, im Frühjahr 1997 endgültig nach Rumänien zu übersiedeln. Nicht bewusst war ihnen damals, in welch unruhige Zeiten sie hineingerieten. Sie fanden in dem kleinen abgelegenen Dorf Viscri/Deutsch-Weißkirch Menschen vor, die den ersten Teil ihres Lebens in einer anderen Welt verbracht hatten und einen hohen Preis für den Übergang in eine völlig andere brutale Wirklichkeit zahlten. So ergab sich die Notwendigkeit für ein soziales Engagement ganz von selbst. Zusammen mit anderen zugewanderten Deutschen brachten sie Hilfe für Schüler und medizinische Betreuung auf den Weg und arbeiteten an einem überaus erfolgreichen Projekt mit, das sich mit der Herstellung und der Vermarktung von Socken und Filzpantoffeln durch die Dorffrauen beschäftigte.

Die Entwicklung des Dorfes und seine Atmosphäre hat Annette Schorb in 19 Kapiteln ihres Buchs „Ein Dorf wie nirgends anderswo“ beschrieben. Da wechseln Anekdoten aus dem Alltagsleben mit politisch-wirtschaftlichem Hintergrund wie dem Ausverkauf von rumänischem Ackerland an ausländische Investoren und fehlgeleiteten EU-Subventionen. Erzählt wird über den Bauernball am Silvesterabend, über Mütter im Schulalter und über Ion, der traditionell Ziegel brennt und sogar schon von Prinz Charles besucht wurde.

Nach 22 Jahren sind sie nun fortgezogen nach Berlin. Der Abschied wurde dem Paar nicht leicht. Auf dem allmorgendlichen Spaziergang über die Höhen um das Dorf blühten in ihrem letzten in Viscri verbrachten Sommer die Wiesenblumen besonders schön. „Ich denke immer, sie sagten uns „ramas bun“, lebwohl,“, sagt Annette Schorb.

Referentin:
Annette Schorb, geboren 1947 in Bergisch Gladbach im Rheinland, nach dem Studium in Bonn von 1971 bis 1996 Zahnärztin in München. Auf einer Urlaubsreise entdeckten sie und ihr Ehemann Roman Gihr ihre Liebe zu Rumänien und übersiedelten 1997 nach Viscri in Siebenbürgen. Hier hat sie über viele Jahre in der Leitung des Frauenvereins »Viscri începe« gearbeitet. Annette Schorb lebt heute mit Roman in Berlin.

Informationen zum Buch


Online-Vortrag

Regionale Zusammenarbeit zwischen Südsiebenbürgen und Brandenburg – eine Modellidee für Europa?

in Kooperation mit dem Deutsch-Rumänischen Verein Gießen e.V.

27. Oktober 2021

Das Land Brandenburg arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit der rumänischen Region Zentrum (Südsiebenbürgen) in verschiedenen Projekten und auf den unterschiedlichsten Ebenen zusammen. Eine Besonderheit besteht in der Existenz und dem Wirken einer Partnerschaftsbeauftragten des Landes Brandenburg für die Region Centru / Südsiebenbürgen. Einer der beiden Partnerschaftsbeauftragten, Klaus-Peter Krüger, wird in einem Vortrag mit anschließender Diskussion über die Partnerschaftsarbeit und ihre Einordnung in europäische Prozesse berichten.
Gelöscht: An Hand von Projektbeispielen wird aufgezeigt werden, wie eine regionale Zusammenarbeit nachhaltig funktionieren und Menschen und Kulturen verbinden kann. Die Vernetzung in beiden Partnerregionen ist somit auch die Basis für diese erfolgreiche und langjährige Zusammenarbeit. Die parallele Vernetzung ermöglicht die tiefere Kenntnis von Prozessen und potentiellen Partnern und generiert über die Jahre eine spezifische Erfahrung, welche Partner zusammenarbeiten könnten. Zudem ist es zielführend eine potentielle Zusammenarbeit bzw. eine bi- oder multilaterale Entwicklung gemeinsamer Projekte über die Anbahnung hinaus in der Kommunikation durch die Partnerschaftsbeauftragten zu begleiten.

ReferentInnen:
Dr. Birgit Schliewenz und Klaus-Peter Peter Krüger sind mit ihrer Firma ManCom GmbH die Partnerschaftsbeauftragten für die Region Centru. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten sie in Rumänien und Centru, seit 2008 als Partnerschaftsbeauftragte. Sie sind damit die Dienstältesten Partnerschaftsbeauftragten Brandenburgs mit einem entsprechenden Erfahrungspotential.

Weitere Informationen über die Partnerschaft Brandenburg – Centru


Jour Fixe

Die Feder in der Hand bin ich eine ganz andere Person

in Kooperation mit dem Rumänischen Kulturinstitut Berlin (11. Veranstaltung in der Reihe Dialogos)

18. Juni 2020

Dr. Silvia Irina Zimmermann hat Leben und Werk der rumänischen Königin und Schriftstellerin Carmen Sylva (1843-1916), illustriert mit Fotos, vorgestellt.

Referentin:
Dr. Silvia Irina Zimmermann ist Literaturhistorikerin, Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie ist Initiatorin und Mitbegründerin der Forschungsstelle Carmen Sylva des Fürstlich Wiedischen Archivs in Neuwied.

Weitere Informationen auf der Website des Rumänischen Kulturinstituts


Jour Fixe

In Rumänien bewährt – in der EU begehrt

4. März 2020

Die Europäische Staatsanwaltschaft (EuStA), 2019 formal gegründet, soll im Herbst 2020 ihre Arbeit aufnehmen. Sie wird vor allem mit der Verfolgung von Straftaten gegen die finanziellen Interessen der EU befasst sein, also z.B. mit dem illegalen „Abzweigen“ von EU-Fördermitteln für andere Zwecke als die, für die sie gedacht sind. Für später kommt eine Erweiterung des Aufgabenbereichs in Betracht, etwa auf die Verfolgung von grenzüberschreitender organisierter Kriminalität und von internationalen Formen des Terrorismus.

Erste Leiterin der Behörde, also erste Europäische Generalstaatsanwältin, ist die Rumänin Laura Codruța Kövesi. Sie hat sich bei der Besetzung des Amtes mit Rückendeckung des Europäischen Parlaments gegen starke Konkurrenz vor allem aus Frankreich durchgesetzt und – was als Kuriosum gelten kann – auch gegen ihre eigene Regierung. Laura Codruța Kövesi hat sich in Rumänien als langjährige Leiterin der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft „DNA“ (Direcția Națională Anticorupție) einen Namen, aber auch zahllose Feinde gemacht.

Referent:
Alexander Roth, DRG


Jour Fixe

Überraschungen in Teleorman: Eine ungewöhnliche Dienstreise nach Rumänien

28. Januar 2020

In Berlin leben aktuell etwa 30.000 Menschen aus Rumänien. Jedes Jahr kom­men mehr RumänInnen in die Hauptstadt – und bleiben. Sie suchen ein besseres Leben für sich selbst und Ihre Kinder; vor allem suchen sie Arbeit.

Die Mobilität seiner BürgerInnen stellt Europa vor Herausforderungen, die vor allem von den Kommunen gelöst werden müssen. Im täglichen Kontakt zur Zielgruppe, aber auch bei der Planung von Hilfen, stehen auch die Berliner Be­zirke vor diversen Herausforderungen. Oft fehlt Hintergrundwissen über Hilfen und Strukturen im Herkunftsland.

Deshalb beschloss das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg eine Fachreise nach Rumänien durchzuführen. Mit einer Delegation bestehend aus Verwal­tungsmitarbeiterInnen und SozialarbeiterInnen ging es im Herbst 2019 in den Kreis Teleorman. Es sollten Kontakte zu Kreis und Kommunen aufgebaut, und herausgefunden werden, mit welchen Maßnahmen sozialen Notlagen vor Ort be­gegnet wird. Interessantes, Neues und Überraschendes begegnete der Delegation in Bukarest, Alexandria und Roșiorii de Vede.

Janka Vogel, die die Reise in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt und dem Reisebüro „Rumänien Touring“ organisiert hat, hat anhand von Fotos über die Erlebnisse und Erkenntnisse berichtet.

Referentin:
Janka Vogel, DRG

Bericht zur Reise auf der Homepage des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin


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Veranstaltung anlässlich des 30. Jahrestages der Revolution in Rumänien

in Kooperation mit Diaspora Civică Berlin

30. November 2019

Dabei soll nicht der Ereignisse vom Dezember 1989 gedacht, sondern erzählt werden, welche Folgen der Sturz des Kommunismus in Rumänien hatte und inwiefern sich das Leben verändert hat. Wir schlagen Euch vor, gemeinsam in diesen vergangenen Zeitraum zurückzukehren, um ans Licht zu bringen, was diese Zeit auf einem persönlichen Niveau für jede und jeden von uns bedeutet hat. Was steckt z.B. hinter der Entscheidung, von Rumänien auszuwandern, oder wie hat sich das Land seit 1989 geändert.

Nein, Ihr sollt keinen Vortrag über die Revolution 1989 erwarten, sondern kurze Berichte von Personen, die über Erlebnisse und Erfahrungen in der Nachwendezeit erzählen. Auch Ihr könnt dazu beitragen. Von 19:00 bis 20:00 Uhr werden Gäste gebeten, fünf Minuten über Erlebnisse in der Zeit nach 1989 zu berichten. Es kann deutsch oder rumänisch gesprochen werden; zwei Moderatorinnen werden dabei helfen und dolmetschen.

Mitglieder der DRG und der Diaspora Civica haben kurze Interviews mit Zeitzeugen gemacht, die Ihr Euch danach per Kopfhörer anhören können. Schriftstücke und andere Ausstellungsgegenstände werden im Studio ausgestellt.

Gefeiert mit Musik und Getränken wird anschließend auch – wenn Ihr wollt bis nach Mitternacht.

Weitere Informationen


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100 Jahre BAUHAUS – Das BAUHAUS in Bukarest

in Kooperation mit der Architektenkammer Berlin

14. November 2019

Die Formensprache des BAUHAUS hat Architekten und Städtebauer auf der ganzen Welt geprägt. Durch die Einflüsse der 1919 in Weimar gegründeten „Hochschule für Gestaltung“ wurde auch Bukarest, das „Paris des Ostens“, in den 1920er Jahren sichtbar und faszinierend umgestaltet.
Viele rumänische Architekten hatten in Berlin, Paris oder Wien studiert und experimentierten mit den Ideen des „Bauhaus“ in der rumänischen Hauptstadt. BAUHAUS- Lehren trafen auf Gebäude mit den landestypischen Stilelementen: zahlreiche Bauten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind geprägt vom rumänischen Nationalstil mit italienisch-venezianischen und orientalischen Stilelementen; dazwischen finden sich Wohnhäuser, Villen und Nutzbauten in der typischen BAUHAUS-Architektur.
Diese in den 1920 und 30er Jahren gebauten Häuser wurden maßgeblich von drei rumänischen Architekten entworfen, die nach Aufenthalten in Westeuropa nach Bukarest zurückkehrten und hier die Architektur der mitteleuropäischen Moderne realisierten: Marcel Iancu, Horia Creangã und Duiliu Marcu.
Auch der kilometerlange Boulevard im Stadtzentrum, gesäumt von beeindruckenden Hotel-, Geschäfts- und Appartementhäusern beweist den Einfluss des BAUHAUS, der „Hochschule für Gestaltung“, die 1925 nach Dessau umziehen musste und 1933 in Berlin auf nationalsozialistischen Druck aufgelöst wurde. Neben bedeutenden rumänischen Architekten war es auch der 1933 aus Deutschland geflohene Berliner Architekt Rudolf Fränkel („Gartenstadt Atlantic” mit dem Kino Lichtburg/Berlin-Gesundbrunnen), der das Bild dieses Straßenzugs bestimmte.

Referent:
Arne Franke studierte in Frankfurt/Main Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Architekturgeschichte und Denkmalpflege. Nach 1989 in der Denkmalschutzbehörde in Görlitz tätig, ist er heute als freiberuflicher Autor, Studienreiseleiter und Ausstellungsmacher vorwiegend in Polen, Tschechien und Rumänien unterwegs.


Jour Fixe

Die Republik Moldau an der Nahtstelle zwischen Zentral-, Ost- und Südosteuropa

in Kooperation mit der Botschaft der Republik Moldau

24. Oktober 2019

Die Republik Moldau ist in Deutschland relativ unbekannt, obwohl das Land eine reiche Kultur und eine wechselvolle Geschichte aufzuweisen hat.* Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Republik wieder ein souveräner Staat, in dem in den folgenden Jahren die Interessen Russlands und der Europäischen Union aufeinander prallten. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Innenpolitik des Landes: Politiker, die mit Russland sympathisierten, konkurrierten mit denjenigen, die eine Annäherung an die Europäische Union befürworteten. Im Juni dieses Jahres kam es zu einer überraschenden Zusammenarbeit der beiden Seiten. Es gelang ihnen, den Oligarchen Plahotniuc zu vertreiben, der dabei war, sich staatliche Organe gefügig zu machen.

Am 20. Oktober 2019 finden in der Republik Moldau Wahlen statt, die für die weitere Orientierung des Landes im Spannungsfeld Ost-West von großer Bedeutung sind. Über das Ergebnis der Wahlen und ihre Bedeutung für den weiteren Weg der Republik Moldau wird der Botschaftssekretär Radu Chiveri berichten.

Referent:
Radu Chiveri hat Politikwissenschaften an der Universität Wien studiert. Nach seinem Studium, zwischen 2015 – 2016, war er bei der der Internationalen Atomenergiebehörde tätig. Im Mai 2017 hat er beim Ministerium für Außen und Europäische Integration der Republik Moldau angefangen und seit Dezember 2018 ist er Botschaftssekretär der Botschaft der Republik Moldau in Berlin.


Jour Fixe

Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche in Berlin

in Kooperation mit der Rumänisch-Orthodoxen Kirchengemeinde “Die Heiligen Erzengel Mihail und Gavril” Berlin e.V.

25. September 2019

Der Pfarrer hat über die Geschichte und die Entwicklung der rumänisch-orthodoxen Kirche und ihrer Mitglieder in Berlin berichtet.

Weitere Informationen zur Rumänisch-Orthodoxen Kirche Berlin


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Rumänien vor den Präsidentschaftswahlen

4. September 2019

Im November finden in Rumänien Präsidentschaftswahlen statt. Wer sind die Herausforderer des Präsidenten Klaus Johannis? Wie beeinflusst der Fall “Alexandra” die Wahlen am 10. November? Kann der quasi unbekannte Herausforderer Dan Barna den Sozialdemokraten die Show stehlen und als zweiter in die Stichwahl kommen? Über die politische Landschaft in Rumänien und den rasanten Aufstieg des bürgerlich-liberalen Antikorruption-Start-ups “Union zur Rettung Rumäniens” (USR). Was bewegt (noch) die (protestierende) Zivilgesellschaft? Im Jahr 2020 stehen dann Lokal- und Parlamentswahlen an. Eine Prognose.

Referent:
Raimar Wagner ist seit 2014 Projektkoordinator der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) in Rumänien und der Republik Moldau und wird ab Mitte Oktober die Leitung des Teilprojekts übernehmen. Er stammt aus Siebenbürgen und war u.a. auch als Journalist, Dolmetscher und Unternehmer in der Tourismusbranche tätig. Zwischen 2004 und 2012 war er Stadtrat in Hermannstadt im Team des damaligen Bürgermeisters Klaus Johannis.


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Rumänien – ein faszinierendes Land

10. Mai 2019

Aline Kuley hat für den Fernsehsender SAT1 in der Reihe „Grenzenlos – die Welt entdecken“ einen Dokumentarfilm über Rumänien konzipiert – mit viel Herzblut. In dem 40-minütigen Film wird das Salzbergwerk bei Turda besucht, dann geht es in einen Bärenpark, nach Bukarest, zur Wassertalbahn, Kronstadt, Viscri und ins Bucegigebirge. Der Film macht deutlich, dass Aline Kuley von diesem Land fasziniert ist. Warum – darüber wird sie erzählen.

Referentin:
Aline Kuley arbeitet als Medien- und Kommunikationsexpertin und macht Video- und Fotodokumentationen. Sie ist 40 Jahre alt und lebt in Berlin.


Jour Fixe

Die Unerwünschten – Zur sozialen Lage prekärer RumänInnen in Berlin

27. März 2019

Die Zuwanderung von Menschen aus Rumänien nach Deutschland wird oft in den Medien und von Politikern als „Armutszuwanderung“ dargestellt. Allerdings enthüllt dieses soziale Phänomen die komplexen Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Entwickelte kapitalistische Länder wie Deutschland haben Maßnahmen ergriffen, um ihre Systeme der sozialen Absicherung gegen nicht-qualifizierte ArbeiterInnen abzusperren. Viele davon landen in dem boomenden Niedriglohnsektor. Qualifizierte ArbeiterInnen, AkademikerInnen und ExpertInnen werden hingegen laut gerufen und in bestimmten Bereichen (z.B. Pflegebereich, Baubranche usw.) präferenziell angenommen.

Am Beispiel der sozialen Beratung von neuzugewandaerten RumänInnen in Berlin werden die verschiedenen sozialrechtlichen Ausschlüsse, ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse und Wohnsituationen von prekär lebenden UnionsbürgerInnen hierzulande dargestellt.

Referent:
Cătălin Buzoianu, M.A., hat Soziologie und Anthropologie an der Central European University in Budapest studiert. Seit 2017 arbeitet er als Sozialberater mit neuzugewanderten Familien aus Rumänien bei Kulturen im Kiez e.V. in Berlin.


Jour Fixe

Wirtschaftspartner Rumänien – Armenhaus oder Wachstumsmarkt?

13. Februar 2019

Deutschland ist Rumäniens wichtigster Handelspartner. Rumänien rangiert inzwischen auf der Liste der wichtigsten Exportmärkte deutscher Firmen vor Mexiko und Indien auf Rang 21 der wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik. 7500 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung, vor allem Unternehmen der Kraftfahrzeugzulieferindustrie und des Einzelhandels, operieren vor Ort; in den vergangenen Jahren haben sie nach Angaben der deutschen Auslandshandelskammer in dem Land mehr als 250.000 neue Jobs geschaffen. Die rumänische Wirtschaft wächst schneller als die der EU-Partner, die Arbeitslosenrate liegt mit 4,3% unter der deutschen. Die Staatsverschuldung ist mit 35% des Bruttoinlandsprodukts halb so hoch wie die deutsche. Also alles gut?

Die „sozialdemokratische“ PSD hatte ihren Wählern kostspielige Wohltaten versprochen, die nun mit einer hohen Schuldenaufnahme finanziert werden, zumal die Regierung die Einkommensteuern gesenkt hat. Niedrige Steuern und Verlagerung der Sozialabgaben auf die Arbeitnehmer machen das Land für Investoren attraktiv, heftige innenpolitische Konflikte, Verhinderung der Korruptionsbekämpfung und Rechtsunsicherheit schrecken ausländische Unternehmen ab. Das Wirtschaftswachstum konzentriert sich auf den Nordwesten des Landes, im Osten und Süden beträgt das Bruttosozialprodukt pro Kopf nur die Hälfte dessen, was in Siebenbürgen und im Banat produziert wird.

Am 1. Januar 2019 übernahm Rumänien zwölf Jahre nach seinem Beitritt erstmals die EU-Ratspräsidentschaft. Seine Aufgabe ist, zwischen divergierenden Interessen der Mitgliedstaten zu vermitteln. Bei Verhandlungen zum neuen mehrjährigen Finanzrahmen der EU ist Rumänien als eines der Netto-Empfängerländer unmittelbar betroffen. Rumänien war aber bisher nicht in der Lage, in ausreichendem Umfang co-finanzierte Projektvorschläge vorzulegen, um die ihm zustehenden EU-Mittel abzurufen. Die innenpolitischen Konflikte und Kontroversen mit der EU-Kommission bei Rechts- und Haushaltsthemen sind hinderlich für einen Erfolg der Präsidentschaft.

Über die wirtschaftliche Lage Rumäniens, seine Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland und Fragen der EU-Präsidentschaft wird Helge Tolksdorf berichten.

Referent:
Ministerialrat Helge Tolksdorf, leitet im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie das Referat „EU-Erweiterung, Südosteuropa und Türkei“.


Jour Fixe

Rumäniens EU-Ratspräsidentschaft in bewegten Zeiten: Große Herausforderungen, hausgemachte Probleme

24. Januar 2019

Zum 1. Januar 2019 übernimmt Rumänien zwölf Jahre nach seinem Beitritt erstmals die EU-Ratspräsidentschaft. Es warten große Aufgaben auf das nach Polen zweitgrößte Land der großen Erweiterungswelle 2004/07: Neben dem Ende März anstehenden “Brexit” und den Europawahlen im Mai/Juni 2019 mit dem Ende des Mandats der Juncker-Kommission sind dies in erster Linie die Verhandlungen zum neuen mehrjährigen Finanzrahmen der EU, von denen Rumänien als eines der Netto-Empfängerländer unmittelbar betroffen ist. Hinzu kommen die weiterhin offenen Fragen im Bereich der Migrations- und Flüchtlingspolitik, sowie des institutionellen Umbaus der Eurozone und des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM. Selbst für eines der großen (Gründungs-)Mitgliedsländer wären das genügend Herausforderungen, ungleich größere sind es aber für ein Land, das nicht über vergleichbare administrative Ressourcen und Vorerfahrungen verfügt.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme innerhalb des Landes, das zuletzt negative Schlagzeilen produzierte durch den Versuch der Regierungspartei PSD, im Interesse ihres Parteivorsitzenden Liviu Dragnea die Strafverfolgung von Korruptionsdelikten zu erschweren. Auch nach fast 30 Jahren Transformation ist es offensichtlich, dass die wichtigsten demokratischen Institutionen des Landes für persönlich motivierte Machtkämpfe instrumentalisiert werden. Diese Entwicklungen sind Anzeichen dafür, dass Rumänien immer noch vor der Herausforderung steht, die “checks and balances” in seinem demokratischen System sicherzustellen.

Referent:
Stephan Meuser leitet seit Mai 2016 die Bukarester Repräsentanz der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) für Rumänien und Moldau. Zuvor war er u.a. während des Majdans Leiter des FES-Büros in Kiew. Er studierte Politikwissenschaften und Rechtswissenschaften in Bonn und Paris.


Jour Fixe

Im Zeichen des 1. Weltkrieges: Deutsch-Rumänische Sprach- und Kulturkontakte am Beginn des 20. Jahrhunderts

in Kooperation mit dem Rumänischen Kulturinstitut

12. Dezember 2018

Seit dem 19. Jahrhundert sind sich die rumänischen Intellektuellen darüber einig, dass in Fragen der Kultur-und Sprachentwicklung eine Ausrichtung auf mitteleuropäische Vorbilder zu geschehen habe. Dabei wird eine intensive Diskussion darüber geführt, ob man sich eher an Leitbildern aus der romanischsprachigen Welt, vor allem Frankreich, oder aus der germanophonen Einflusssphäre orientieren solle. Für ersteres spricht vor allem die sprachliche Verwandtschaft, für letzteres eine traditionell große Bewunderung deutscher Kultur gerade bei Rumänen aus Siebenbürgen, aber auch aus der Moldau und Walachei, die vielfach ihr Studium an Universitäten in Deutschland oder in Wien absolviert hatten. Diese Diskussionen bekommen eine besondere Dimension, als sich Rumänien im Ersten Weltkrieg nach anfänglicher Neutralität entscheiden muss, ob das Land auf Seiten der Mittelmächte oder der Entente in den Krieg zieht. Welche Auswirkungen dies für die deutsch-rumänischen Sprach-und Kulturkontakte hatte, soll an einigen Beispielen gezeigt werden. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der Rumänistik, also der Disziplin, die sich mit der rumänischen Sprache und Literatur beschäftigt, in den deutschsprachigen Gebieten gelegt.

Referent:
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Dahmen, DRG


Jour Fixe

Die rumänische Diaspora in Berlin

17. Oktober 2018

In Berlin leben seit über 150 Jahren Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen Rumäniens. Diese Gruppe, die rumänische Diaspora, ist heute heterogener denn je. Und sie wächst weiter; allein zwischen 2010 und 2016 hat sich die Zahl rumänienstämmiger Menschen in Berlin fast verfünffacht.

Die Referentin hat im Rahmen ihrer Master-Arbeit untersucht, wie Menschen aus Rumänien in Berlin leben. Sie erkundete die Orte dieser Diaspora und deckte ihre vielfältige Geschichte in dieser Stadt auf. Dass die heutige rumänische Diaspora in Berlin eine neue Form migrantischen Lebens ist, wird anhand von Ergebnissen einer Umfrage zur sozialen Situation der MigrantInnen, ihrer Integration in Berlin und ihrer Beziehung zum Herkunftsland Rumänien dargestellt. Mit einem kritischen Blick auf die rumänische Diaspora-Politik eröffnet sich die Frage, ob die Diaspora den dringend nötigen politischen Wandel in Rumänien selbst in die Hand nehmen wird. Auch von Berlin aus.

Referentin:
Janka Vogel, DRG

Moderation:
Dr. Raluca M. Fritzsch, DRG


Jour Fixe

Deutsch-rumänische Polizeiarbeit am Beispiel Berlins

in Kooperation mit der Rumänischen Botschaft in Berlin

5. September 2018

Berlin ist die größte und durch Kriminalität am meisten belastete Stadt Deutschlands. Durch ihr Überangebot an unterschiedlichen Möglichkeiten übt sie eine magische Anziehungskraft auf Straftäter aus – auch auf rumänische. In den Bereichen Laden-, Taschen- und Trickdiebstahl sowie beim aggressiven Betteln, also insbesondere bei Eigentumsdelikten, sind Rumänen besonders aktiv. Was kann man dagegen tun, wie reagieren? Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es auf internationaler Ebene? Das sind Fragen, auf die Cristian Ionus, Attaché für Innere Angelegenheiten der rumänischen Botschaft in Berlin, eingehen will. Er wird uns Einblicke in die Zusammenarbeit der Berliner und rumänischen Polizei geben.

Dabei sollen auch konkrete Antworten gegeben werden: Zwei uniformierte rumänische Polizeibeamte, die im Rahmen der schon ab 2013 laufenden Kooperation zwischen der Berliner und rumänischen Polizei auf Streife vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor gehen, werden aus ihrer Praxis berichten.

Referent:
Dr. Cristian Ionus wurde in der Polizeiakademie in Bukarest Ende der 90-iger Jahre zum Polizeibeamten ausgebildet. Seit 2013 arbeitet er in Berlin als Attaché für Innere Angelegenheiten in der Botschaft von Rumänien. Zu seinen Haupttätigkeiten gehört die Entwicklung der operativen Zusammenarbeit der rumänischen Polizei mit den deutschen Behörden, speziell in den durch rumänische Täter auffallenden Kriminalitätsfeldern.

Moderation:
Dr. Gerhard Köpernik, DRG



Jour Fixe

Sozialarbeit und rumänische Roma in Berlin: Geschichten aus dem Leben einer Sozialarbeiterin

30. Mai 2018

Ein erheblicher Teil der rumänischen Diaspora in Berlin gehört der Roma-Minderheit an. Um sich in der hiesigen Gesellschaft orientieren zu können, nehmen die meisten dieser Familien die soziale Beratung verschiedener Träger in Anspruch, beziehungsweise sind darauf angewiesen. Aus dieser Arbeit erlangen wir neue Erkenntnisse über die aktuelle Lage der rumänischen Roma in Berlin als auch über ihre sozio-kulturellen Eigenheiten.

Doch wie sieht „Integrationsarbeit“ aus der Sicht eines Sozialarbeiters aus? Was sind die Herausforderungen in diesem Beruf bzgl. der Arbeit mit Familien und Behörden? Welche Erfolge und Misserfolge kann es geben und wie geht ein Sozialarbeiter damit um? Wie wichtig ist dass ein Sozialarbeiter Romanes spricht?

Im Rahmen eines Jour Fixes haben wir uns vorgenommen diesen und weiteren Fragen nachzugehen, aus der Perspektive einer Sozialarbeiterin, die seit sechs Jahren mit rumänischen Roma-Familien in Berlin arbeitet. Sie wird ihren subjektiven, intimen Blick darauf werfen und die Fragen anhand verschiedener Fallbespielen aus der Praxis erläutern.

Referentin:
Mona Vintilă, DRG

Moderation:
Dr. Raluca M. Fritzsch, DRG


Jour Fixe

Rumänien – die aktuelle politische Entwicklung 12 Jahre nach der EU-Beitritt

in Kooperation mit der Deutschen Welle

18. April 2018

Wir beginnen um 17 Uhr mit der Führung durch das DW-Medienunternehmen mit einem Einblick in die Geschichte, Profil und Programmauftrag der DW, aber auch in die Architektur und Geschichte des Hauses.

Anschließend möchten wir mit Robert Schwartz auf die zurückliegenden 12 Jahre der Mitgliedschaft Rumäniens in der EU zurückblicken und aktuelle Probleme der Rumänischen Politik diskutieren:
Immer schon sucht Rumänien seine Identität zwischen Orient und Okzident. Das Land hat oft von “Europa” geträumt, ein Traum, der im Jahr 2007 mit dem Beitritt zur EU anscheinend verwirklicht wurde und bei der Mehrheit der Rumänen große Erwartungen und Hoffnungen weckte. Viel ist auf dem Weg zu einer stabilen Demokratie seither erreicht worden, doch vieles liegt noch im Argen. Das Land wird immer wieder durch instabile und sehr gefährliche politische Situationen erschüttert.

Referent:
Robert C. Schwartz ist seit 2002 Leiter der Rumänien-Redaktion der Deutschen Welle. Er wurde 1956 in Hermannstadt/Sibiu, Rumänien, geboren. Nach dem Studium der Germanistik an der Universität Bukarest arbeitete er als Lehrer am Deutschen Gymnasium in der rumänischen Hauptstadt, dessen Direktor er nach dem Sturz Ceaușescus wurde. 1990 war er Vertreter der deutschen Minderheit im ersten provisorischen Parlament Rumäniens nach der politischen Wende von 1989/90. Seit 1992 arbeitet Schwartz für den deutschen Auslandsrundfunk. Schwartz ist Mitglied der Südosteuropa-Gesellschaft und sitzt im Vorstand des Deutsch-Rumänischen Forums. Er ist Träger des rumänischen Ordens für Kulturelle Verdienste im Rang eines Kommandeurs.

Moderation:
Dr. Raluca M. Fritzsch, DRG


Jour Fixe

Wer schützt die Schutzburgen? Die Situation der Denkmalpflege an den siebenbürgischen Kirchenburgen

in Kooperation mit der Stiftung Kirchenburgen

10. März 2018

Der Zustand der siebenbürgischen Kirchenburgen ist von Ort zu Ort sehr verschieden. Während einige sich nach durchgeführten Instandsetzungen in einem sehr guten bis guten Zustand befinden, findet man an anderen unterschiedlich starke Verfallsspuren, die in letzter Konsequenz die Substanz des Bauwerkes insgesamt bedrohen. Der Erhalt der Kirchenburgen wird nicht mehr nur durch eine oftmals geringfügige bis gar nicht mehr vorhandene Nutzung bedroht, sondern in zunehmendem Maße auch durch gut gemeinte, aber fachlich falsch durchgeführte

Die Stiftung Kirchenburgen wurde im Herbst 2015 durch die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien als Fachinstitution für den Erhalt des kirchlichen Kulturerbes gegründet. Sie ist eine Stiftung nach rumänischem Recht mit Sitz in Hermannstadt und steht unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und des rumänischen Staatspräsidenten Klaus Werner Johannis. Der Gründung ging eine mehrjährige Konzeptionsphase voraus.

Der Wirkungsbereich der Stiftungsarbeit geht weit über den baulich-konservatorischen Bereich hinaus und umfasst auch die konzeptionelle Arbeit und Strategieentwicklung sowie Fundraising, Management von Kultur- und Fachveranstaltungen, Bildungsarbeit, Tourismusförderung und Öffentlichkeitsarbeit. In diesen Feldern werden schrittweise Aktivitäten entwickelt.

Die Arbeit der Stiftung Kirchenburgen baut auf das knapp zehnjährige Wirken des Projektbüros Leitstelle Kirchenburgen auf und entwickelt dieses entscheidend weiter.

ReferentInnen:
Ruth Istvan, geboren in Broos/Orastie, 1984 aus Rumänien ausgewandert, Tourismusstudium in Heidelberg, Auslandsaufenthalte und berufliche Tätigkeit in Südamerika, seit 2014 als Referentin für Fachtourismus und Öffentlichkeitsarbeit in der Stiftung Kirchenburgen.

Stefan Bichler, geboren 1977 in Österreich, lebt und arbeitet seit 20 Jahren in Hermannstadt, Tätigkeiten im Bereich PR, Politikberatung und Journalismus, seit 2013 Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Ev. Kirche A. B. in Rumänien.

Sebastian Bethge, geboren 1975 in Berlin, gelernter Tischler, seit 15 Jahren Burghüter in Trappold/Siebenbürgen, 10 Jahre Selbständigkeit mit kleiner Handwerksfirma im Bereich Restaurierung, seit 2015 Beauftragter für Bau- und Denkmalpflege der Stiftung Kirchenburgen


Jour Fixe

Die rumänische Bibliothek – ein Überblick über die aktuelle Literaturszene

28. Februar 2018

Referent:
Ernest Wichner, Schriftsteller, Übersetzer und bis Ende 2017 Leiter des Literaturhauses Berlin


Jour Fixe

Die Doina: eine Einführung in den lyrischen Gesang Rumäniens

in Kooperation mit der Kunst Kooperative Berlin

29. Januar 2018

Was ist die Doina? Klage- und Trauerlied; Gattung der traditionellen rumänischen Musik; Gesamtheit aller langsamen und melancholischen Stücke in der Musik Rumäniens – oder gar Sinnbild für die rumänische Folklore überhaupt? Die Zuschreibungen sind vielfältig. Fest steht, dass die Doina in Rumänien eine sehr lange Tradition hat, in zahlreichen Regionen des Landes und in der Republik Moldau präsent ist und zum Sinnbild, zum „Meridian der rumänischen Folklore“ (Dumitru Caracostea) geworden ist. In vielen Regionen Rumäniens ist die Doina in ihrer vokalen Form nach wie vor verbreitet; darüber hinaus existieren, vor allem in den Karpaten, instrumentale Versionen – jeweils in einer Vielzahl regionaler Varianten.

Welche Bedeutung hat die Doina? Sie hat den rumänischen Geiger und Komponisten George Enescu und dessen berühmtesten Schüler Yehudi Menuhin inspiriert, Béla Bartók hat sie im Nordwesten Rumäniens wissenschaftlich erforscht und bereits der Universalgelehrte Dimitrie Cantemir erwähnte sie 1716 in seinem Werk „Descriptio Moldaviae“. Nicht zuletzt wurde die zentrale Rolle, die die Doina in der rumänischen Kultur(-geschichte) spielt, durch die Aufnahme der Gattung in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO im Jahr 2009 besonders hervorgehoben.

In seinem Buch „Die Doina. Eine Einführung in den lyrischen Gesang Rumäniens“ spürt Vincent Rastädter dem Phänomen Doina im Kontext der rumänischen Musik nach und beschreibt die Entwicklungen des Genres von den nicht eindeutig festzustellenden Anfängen bis in die Gegenwart

Referent:
Vincent Rastädter (Oldenburg) promoviert am Institut für Musik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Seine von der rumänischen Komponistin Violeta Dinescu betreute Magisterarbeit erschien 2015 unter dem Titel „Die Doina. Eine Einführung in den lyrischen Gesang Rumäniens“ als Band 2 der Schriftenreihe „Archiv für osteuropäische Musik. Quellen und Forschungen“, herausgegeben von Violeta Dinescu und Eva-Maria Houben, im BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Moderation:
Hermine Untch, DRG


Jour Fixe

“Diese Orte sind nicht nur schön, sondern haben auch etwas zu erzählen”

Ein literarischer Abend mit Texten und Fotos aus der Zeit in Rumänien

22. November 2017

Von Mai bis Oktober 2017 lebte die Leipziger Schriftstellerin Paula Schneider als „Stadtschreiberin“ in Kronstadt/Brașov, in einer Gegend, die ihr aus früheren Aufenthalten nicht ganz unbekannt war. Und doch staunte sie am Ende ihrer Zeit in Rumänien immer noch: “Besonders viel Platz aber hat der Himmel genau hier: im Rendezvousgebiet von Süd- und Ostkarpaten, in Siebenbürgen, dem Burzenland, in Kronstadt.“
Den fünfmonatigen Aufenthalt ermöglichte das „Deutsche Kulturforum östliches Europa“.

Zum 9. Mal wurde das Stadtschreiber-Stipendium für eine Stadt in Osteuropa ausgeschrieben – in diesem Jahr also Kronstadt – mit dem Ziel, „das gemeinsame kulturelle Erbe der Deutschen …in jenen Regionen..in denen Deutsche gelebt haben und heute noch leben… einer breiten Öffentlichkeit bekannt“ zu machen. Wie sie diesen Auftrag des Kulturforums umsetzen würde, blieb der Kreativität und der Schöpfungsphantasie der Schriftstellerin völlig überlassen.

Paula Schneider führte ein Internet-Tagebuch und berichtete als Bloggerin über ihre Begegnungen, Erlebnisse und Erfahrungen. Der Verkehrspolizist an der Ecke, ein kesser Spruch auf einer Mauer, EU-Fahnen auf dem Marktplatz, Regenschirme und Sonnenhüte: Was auch immer sie faszinierte, – und das war fast alles – notierte und dokumentierte sie in nachdenklichen Texten und poetischen Fotos. Eine Auswahl wird sie uns heute präsentieren.

Referentin:
Paula Schneider, geb. in Leipzig, Kindheit in Berlin, 2003 Diplom am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Verschiedene Stipendien (u.a. Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste). Seit 2007 regelmäßig Radiofeatures und Hörspiele. Mehrfache Auszeichnung dieser Arbeiten (u.a. mit dem Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung). Ein thematischer Schwerpunkt der Autorin ist das östliche Europa (so z.B. in den künstlerischen Deutschlandfunk-Features „Dewotschka und toter Mann“ sowie „Totleben. Eine russische Insel, die es nicht gibt“, oder in der Reportage „Wunderwetter im Karpatenknick“ für das Magazin Theater der Zeit). Im Rowohlt –Verlag erschien 2016 ihr Roman „Bleib bei mir, denn es will Abend werden. Die Geschichte einer langen Liebe“.

Moderation:
Hermine Untch, DRG


Jour Fixe

Zwischen Zuneigung und elitärem Rassismus: Eine Studie über das gespaltene Bild der Roma in Rumänien

Vortrag und Diskussion

23. Oktober 2017

Etwa jeder zehnte Rumäne gehört zu einer Minderheit. In dem Land mit nur 20 Millionen Einwohnern leben 19 verschiedene Ethnien mit eigenen Traditionen, rund zehn verschiedenen Muttersprachen, 16 Religionsgemeinschaften. Die ca. zwei Millionen Roma bilden die größte autochtone Minderheit Rumäniens. Ihnen wird seit den 1990er Jahren, so Esther Quicker, die Rolle eines „nationalen Feindbildes“ zugewiesen. Die Idee einer biologischen, physischen, intellektuellen Unterlegenheit der „Zigeuner“ sei vor allem in wohlhabenden und akademischen Kreisen verbreitet.
Welche Einstellung sich in den Köpfen von Jugendlichen festgesetzt hat, wird erstmals in der groß angelegten Studie untersucht, die auch eine anonyme Befragung von über 500 Schülerinnen und Schüler berücksichtigt. Das Ergebnis in Kürze: fast die Hälfte der Jugendlichen (48 %) zeichnet ein ausgeprägt negatives Bild; auf der anderen Seite haben neun Prozent eine neutrale und 18 Prozent eine positive Einstellung.
Welches sind die Wurzeln, Gründe und Funktionen der Ablehnung, die zu der Migration vieler Roma u.a. nach Deutschland geführt haben? Wann und unter welchen Bedingungen kam es im Laufe der rumänischen Geschichte zu einer positiveren Sicht?

Referentin:
Dr. Esther Quicker, Romanistin, Soziolinguistin, Beteiligung an Projekten zur Dorfentwicklung und Inklusion der Roma-Bevölkerung, Mitglied im internationalen Graduiertenkollegs Jena „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“, DFG- Forschungsstipendium für empirische Untersuchungen über Einstellungen zu den Roma in der rumänischen Gesellschaft, in Köln Integrationskurse für rumänische Migranten, Arbeitsgruppe Migration und Integration der AWO, gerichtlich zugelassene Übersetzerin für Rumänisch (OLG Köln)


Jour Fixe

Die Republik Moldau – Zur politischen Lage in einem unruhigen und zerrissenen Land

Vortrag und Diskussion
20. September 2017

Geographisch, ethnisch wie politisch ist die rumänisch („moldauisch“) sprechende Republik Moldau ein zerrissenes Land: Die Erklärung der Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991 beendete keineswegs die Konflikte zwischen der Zentralregierung in Chișinău und den von ethnischen Minderheiten bewohnten Gebieten. Vor allem in Gaugasien und Transnistrien forderte man Unabhängigkeit. Ab 1992 eskalierte die Situation in Transnistrien. Gewaltsame Auseinandersetzungen mit über 1000 Toten wurden durch die dort stationierte russische Armee beendet.
Jetzt herrscht ein „frozen conflict“: eine de-facto-Unabhängigkeit dieses moldauischen Landesteils unter quasi russischer Führung. Die Region Gaugasien konnte 1994 friedlich wieder in die Republik Moldau eingegliedert werden, nachdem ein Autonomieabkommen ausgehandelt worden war.
Politisch ist das Land gespalten zwischen pro-europäisch denkenden und planenden Bürgern, von denen viele eine Wiedervereinigung mit Rumänien wünschen, und Anhängern eines pro-russischen Kurses. Bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober 2016 siegte der pro-russische Kandidat Igor Dodon. Dass seine pro-europäische Konkurrentin Maia Sandu nur knapp unterlag, kann auf die Wahlbeteiligung der rund 140.000 moldauischen Wähler im Ausland zurückgeführt werden. Nach einer UN-Studie verlassen täglich 106 Menschen das vor allem im Justizwesen korrupte Land.

Referent:
Dr. Tobias Rüttershoff, seit dem 1. April 2017 als Länderreferent Ostmitteleuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) u.a. auch für Rumänien und die Republik Moldau zuständig. Studium der Politikwissenschaften, Öffentliches Recht, Internationale Beziehungen an den Universitäten Mannheim, Maastricht (NL), Sheffield (GB), Promotion Universität Exeter (GB) über US-amerikanische Sicherheitspolitik.


Themenabend

Die Hohenzollern in Rumänien (1866 –1947)

in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, dem Deutschen Kulturforum östliches Europa und dem Rumänischen Kulturinstitut
7. Juni 2017

Vor siebzig Jahren wurde König Mihai I. von den kommunistischen Machthabern zur Abdankung gezwungen. Damit endete die rumänische Erbmonarchie, die 1866 durch Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, ab 1881 König Carol I., in einem noch vom Osmanischen Reich abhängigen Fürstentum begründet worden war. Mit der Übernahme des rumänischen Throns durch einen süddeutschen Prinzen profitierte Rumänien in vielerlei Hinsicht von der Einbindung in das monarchische Beziehungs- und Kommunikationsgeflecht Europas. Die Monarchie stand vor der Herausforderung, eine Integration in den Westen bei gleichzeitiger Wahrung und Stärkung der nationalen Identität anzustreben. Diese Aufgabe bewältigten die vier rumänischen Könige höchst unterschiedlich.
Zehn Jahre nach dem Beitritt zur EU diskutieren vier Experten über die Frage, wie die Aufnahme Rumäniens in das System der europäischen Mächte des 19. Jahrhunderts
das Land beeinflusst hat, bis heute prägt und eine besondere Beziehungsgeschichte zwischen Rumänien und Deutschland begründete.

ReferentInnen:
Dr. Edda Binder-Iijima, geb. in Northeim bei Göttingen, Studium der Ost- und Südosteuropäischen Geschichte, Mittleren und Neueren Geschichte, Slawistik und Rumänistik,
seit 2006 Lehrbeauftragte für Südosteuropäische Geschichte an der Universität Heidelberg, Forschungsschwerpunkt mit Veröffentlichungen zur Monarchie, Institutionen- und Verfassungsgeschichte Rumäniens und Südosteuropas, Mitherausgeberin des Bandes Die
Hohenzollern in Rumänien und der Schriftenreihe der Forschungsstelle Carmen Sylva.

Dr. Anneli Ute Gabanyi, geb. in Bukarest, Studium der Anglistik, Romanistik und Politikwissenschaft, wiss. Mitarbeiterin und Leiterin der rumänischen Abteilung am Forschungsinstitut von Radio Free Europe in München, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Südost-Instituts in München und der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, zahlreiche Veröffentlichungen zur neuesten Geschichte und Gegenwart Rumäniens und der Republik
Moldau, Mitglied des Königlichen Rates.

Dr. Dr. Gerald Volkmer, geb. in Kronstadt/Brașov, Studium der Rechtswissenschaft, Mittleren und Neueren sowie Osteuropäischen Geschichte, wiss. Mitarbeiter bzw. stellv. Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. an der Ludwig-Maximilians-
Universität München, stellv. Direktor des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa an der Universität Oldenburg, Mitherausgeber des Bandes Die Hohenzollern in Rumänien.

Dr. Silvia Irina Zimmermann, geb. in Hermannstadt/Sibiu, Studium der Literaturwissenschaft, Anglistik, Kunstgeschichte und Soziologie; Übersetzerin, Initiatorin, Mitbegründerin und Leiterin der Forschungsstelle Carmen Sylva des Fürstlich Wiedischen Archivs; zahlreiche Veröffentlichungen zur Person und Bedeutung der ersten rumänischen Königin, Königin Elisabeth, Mitherausgeberin der Schriftenreihe der Forschungsstelle Carmen Sylva.

Moderation:
Marianne Theil, DRG

Informationen


Jour Fixe

Die rumänische “Diaspora Civica Berlin” – Junge RumänInnen in Berlin proben den Aufstand

Vortrag und Diskussion
24. Mai 2017

Nicht nur in Bukarest und in den großen Städten Rumäniens protestierten wochenlang Tausende gegen die Eilverordnung der Regierung, mit der die Anti-Korruptionsgesetze verwässert werden sollten. Auch vor der rumänischen Botschaft in Berlin und am Brandenburger Tor versammelten sich im Februar aufgebrachte Rumäninnen und Rumänen. Ihre auf Deutsch verfassten Plakate (z.B. „Rumänien sagt Nein zur Korruption“), richteten sich auch an die deutsche Öffentlichkeit, um Solidarität mit den DemonstrantInnen in der Heimat zu zeigen. Die Protestaktion vom 25. Februar 2017 war die Geburtsstunde der „Diaspora Civica Berlin“, eine Gruppierung überwiegend junger, in Berlin lebender RumänInnen.
Von Berlin aus wollen sie sich durch politisches und kulturelles Engagement an der künftigen Gestaltung der rumänischen Gesellschaft beteiligen. „Wir tragen Verantwortung für die Gemeinschaft in Rumänien und wir wollen diese im Kontakt mit der rumänischen Diaspora in Berlin wahrnehmen… Lasst uns gemeinsam Widerstand leisten!“ Wie können die vielen Berliner Rumäninnen und Rumänen für politisches Engagement interessiert werden, wie könnten von Berlin aus die Geschehnisse in Rumänien beeinflusst werden? Drei junge Rumäninnen aus der “Diaspora Civica Berlin” standen Rede und Antwort!

Referentinnen:
Diana Rus, Ioana Dragoș, Monica Bota Moisin

Moderation:
Mona Vintilă, DRG

Informationen


Jour Fixe

Wie geht es weiter in Rumänien?

in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung e.V.
19. April 2017

Die Straßenproteste in Bukarest und den großen Städten Rumäniens haben auf den ersten Blick einiges bewirkt. Die Regierung zog die Eil-Verordnung zur Verwässerung der Anti-Korruptionsgesetze zurück, zwei Minister erklärten ihren Rücktritt, auf Initiative des Präsidenten Klaus Johannis wurde ein Referendum auf den Weg gebracht: Die rumänischen Bürger sollen über die Zukunft der Korruptionsbekämpfung abstimmen. Als „Lichter-Revolution“, als Ausdruck einer friedlichen Bürgerbewegung, werden die Demonstrationen in der europäischen Öffentlichkeit staunend bis bewundernd wahrgenommen. Längst haben sich die Proteste, so Stephan Meuser, „verselbständigt“ und vom eigentlichen Anlass (Amtsmissbrauch) gelöst. Demonstriert wird für die EU – sie steht für Rechtsstaat und Wohlstand – und gegen die tonangebenden „Eliten“, deren Prominenz ganz überwiegend nahtlos aus dem kommunistische Regime übernommen wurde. Wer sind die Demonstranten? Sind sie im Dezember 2016 zur Wahl gegangen? Ist denkbar, dass die protestierenden Massen sich in einer Massen-“Bewegung“ organisieren? Wie denkt die Landbevölkerung über die städtischen Straßenproteste? Wie kann verhindert werden, dass das Ergebnis des Volksentscheids durch Korruption „gekauft“ wird und welche Verbesserungen kann ein solches Referendum überhaupt herbeiführen?

Referent:
Stephan Meuser leitet seit Juni 2016 das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Bukarest und hat die Straßenproteste aus nächster Nähe miterlebt. Zuvor war er für die FES in der Ukraine und Belarus tätig sowie als Referent im Referat Mittel- und Osteuropa in Berlin. Er hat Politik- und Rechtswissenschaften in Bonn und an der „Sciences Po“ (Institut d’Études Politiques) in Paris studiert. Von 2004 bis 2005 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU Berlin.


Jour Fixe

Securitate und Stasi – Entzweite Freunde. Der Weg von der Zusammenarbeit bis zum Zerwürfnis

Vortrag und Diskussion
5. April 2017

Dass die Geheimdienste der DDR und Rumäniens nach 1950 eng zusammenarbeiteten, lag nahe: die Rumänen und Rumäniendeutschen, die nach 1950 in die Bundesrepublik, oder, seltener, in die DDR kamen, waren für die Spionage-Arbeit der Securitate brauchbar, um die Verwandtschaft in Rumänien zu erpressen. Und die Stasi (MfS) war gerne bereit, dem „sozialistischen Brudervolk“ zu helfen. Berlin war damals die „Hauptstadt der Agenten“; hier tummelten sich in den „Residenturen“ Spitzel und Informanten, und manche Geschichte, die Georg Herbstritt recherchiert hat, liest sich wie ein Krimi: man liest von Entführungen und Erpressungen, von Rauschgiftschmuggel, vom Top-Terroristen Carlos, von der „Rumänischen Kolonie“, oder den Geschehnissen um „Gerda“. Das „Decknamen-Register“ umfasst zwei Seiten, das Personenregister ist sieben Seiten lang.
Ab den sechziger Jahren trübte sich das gute Verhältnis ein: Rumänien scherte immer wieder aus dem von der Sowjetunion dominierten Bündnissystem aus, schlug einen Sonderweg ein, indem es mit Blockfreien kooperierte und sich dem mit Moskau verfeindeten China annäherte. Die Freunde entzweiten sich im Laufe der 1960er Jahre. Das MfS begriff Rumänien fortan als ein potenziell feindliches Bruderland, das beobachtet wurde. Gestützt auf Akten aus beiden Ländern, untersucht Georg Herbstritt fast alle Bereiche, bei denen MfS und Securitate gemeinsam oder in Abgrenzung zueinander unterwegs waren. Ausführlich werden die politischen Zusammenhänge betrachtet: die (ost)deutsch-rumänischen Verflechtungen, der rumänische Sonderweg und die Strategien des östlichen Bündnisses im Umgang mit dem schwierigen Verbündeten.

Referent:
Dr. Georg Herbstritt, DRG


Jour Fixe

Verbrechen an den rumänischen Roma im 2. Weltkrieg

in Kooperation mit der Südosteuropa-Gesellschaft
8. Februar 2017

Zwischen Juni und September 1942 ordnete das faschistische Regime in Rumänien die Deportation von 25.000 bis 30.000 Roma nach Transnistrien an: betroffen waren etwa 12 Prozent der damaligen Roma. Auf Befehl von Marschall Ion Antonescu wurden als erstes jene Roma verschleppt, die man als „gefährlich und unerwünscht“ eingestuft hatte; Dokumente lassen vermuten, dass schließlich die gesamte Roma-Bevölkerung deportiert werden sollte. In den Arbeitslagern herrschten grauenvolle Zustände, vergleichbar jenen in den KZ der Nationalsozialisten. Schätzungen gehen davon aus, dass nur 1.500 Roma die Deportationen überlebten: ihnen gelang die Flucht aus den Lagern, als im Frühjahr 1944 die sowjetischen Truppen vorrückten und die rumänischen Truppen zurückwichen.

Auch für etwa 100.000 rumänische Juden aus der Bukowina und Bessarabien war Transnistrien die Hölle: 1941 organisierte der Generalstab der rumänischen Armee ihre Deportation in das Gebiet zwischen Dnjestr und Bug (heute Republik Moldau). Fast alle starben, wie auch die deportierten Roma, an Hunger, Kälte, Krankheiten.
Wie geht Rumänien 75 Jahre später mit dem Holocaust an den Roma um? Was wissen junge rumänische Roma von diesem dunklen Kapitel der rumänischen Geschichte?

ReferentInnen:
PD Dr. Mariana Hausleitner, geboren in Bukarest, als Historikerin und Hochschullehrerin vor allem mit der Geschichte Südosteuropas im Faschismus des 20. Jahrhunderts befasst. Zahlreiche Publikationen zur Beteiligung Rumäniens an der Vernichtung der Juden, zu Deutschen und anderen Minderheiten in Ost-und Südosteuropa. Kuratorin der vielbeachteten Ausstellung „Die Polizei im NS-Staat“ (2011 im Deutschen Historischen Museum, Berlin)

Prof. Dr. Viorel Achim, Historiker am Nicolae Iorga Institut (Bukarest), profilierter Kenner der Geschichte der rumänischen Roma und der Minderheiten in Rumänien, dazu zahlreiche Publikationen; Fellow am Imre Kertesz Kolleg der Universität Jena (2012), Forschungen und Veröffentlichungen zu den deutsch-rumänischen Beziehungen 1940 – 1944.


Jour Fixe

Zehn Jahre Mitgliedschaft Rumäniens in der EU – Eine Bilanz des Europäischen Jahrzehnts

in Kooperation mit
25. Januar 2017

Mit Begeisterung und großen Erwartungen feierten die Rumänen den EU-Beitritt. Zehn Jahren später herrscht Enttäuschung bei sehr vielen Rumänen, deren wirtschaftliche Lage unbefriedigend geblieben ist, während viele sichtbar bereichert sind. Etwa ein Sechstel nutzt seit 2014 die volle Freizügigkeit und arbeitet in Westeuropa; fast drei Milliarden Euro wurden 2016 an Familien in der Heimat überwiesen. In zehn Jahren wurde viel erreicht: das Rechtssystem wurde reformiert, die Justiz funktioniert besser, gegen Korruption wird massiv vorgegangen, was von der EU-Kommission lobend hervorgehoben wird.

Die Diskussionsteilnehmer bilanzieren Fehlentwicklungen, Rückschläge, Erfolge und Hoffnungen, beispielsweise: Welche Branchen haben profitiert, wo fehlen und warum scheitern ausländische Direktinvestitionen, warum forschen nicht mehr europäische Wissenschaftler in Rumänien, wieso werden nicht alle EU-Strukturgelder abgerufen? Wie hat sich die Zivilgesellschaft entwickelt, wie steht es um die Diskriminierung von Minderheiten, in wessen Händen liegt die Macht der Medien, der „vierten Gewalt“? Vor welchem Hintergrund können sich nationalistisch-populistische Kräfte in Rumänien profilieren? Wie sollte Rumänien in der aktuellen Krise der EU agieren und wie sich auf seine EU-Ratspräsidentschaft 2019 vorbereiten?

ReferentInnen:
MdB Gunther Krichbaum (CDU), MdEP Siegfried Mureșan (EVP) und Keno Verseck (Spiegel online)

Moderation:
Marianne Theil, DRG


Jour Fixe

Vor den Wahlen in Rumänien: Politikverdrossenheit und verfehlte Kommunalpolitik am Beispiel Timișoara

Vortrag und Diskussion
5. Dezember 2016

Im Juni 2016 wurden in Rumänien Bürgermeister und Stadträte neu gewählt. Das Wahlergebnis in Timișoara/Temesvar sorgte für Schlagzeilen: der umstrittene Bürgermeister Nicolae Robu wurde wiedergewählt – bei einer Wahlbeteiligung von nur 28 Prozent! Wie kommt es, dass 72 Prozent der Bürger die Kommunalwahl egal waren? Ausgerechnet in der Stadt, in der im Dezember 1989 die „Revolution“ begann, die zur Absetzung von Ceaușescu führte und Rumänien die Demokratie und EU-Mitgliedschaft brachte.

Wie wird die Wahlbeteiligung in Timișoara bei den Parlamentswahlen am 11. Dezember sein? Wird sich die Unzufriedenheit auf kommunaler Ebene und eine allgemeine Politikverdrossenheit wieder in einer extrem niedrigen Wahlbeteiligung niederschlagen?

„Man hat genug Gründe, in Temesvar zufrieden zu leben: die Stadt wurde vor kurzem zur Europäischen Kulturhauptstadt 2021 ernannt, der Kreis Temesch hat eine Arbeitslosigkeit von knapp über 1%. Eine Art Paradies, wenn man es mit anderen Regionen in Rumänien oder sogar Europa vergleicht. Eine so niedrige Wahlbeteiligung (wie im Juni) ist ein klarer Schlag für die Politiker. Denn die Politik ist es, die mit den Gefühlen und Hoffnungen der Menschen gespielt und sie danach immer wieder enttäuscht hat“, so Lucian Blaga. Er zeigt mit vielen (Foto-und Video-) Beispielen die verfehlte und korrupte Kommunalpolitik: kostspielige und sinnlose Baumaßnahmen, veraltete Straßenbahnen, die stecken bleiben, ganze Stadtteile, die in der Nacht im Dunkeln sind, Fabriken und historische Gebäude in den Händen von obskuren Schatten-Geschäftsleuten. Blaga: Führungspositionen sind auf Parteiangehörigkeit angewiesen und was der Parteiboss (lokal oder national) sagt, wird im Rat stets gewählt, mit vielleicht einigen Enthaltungen.

Referent:
Dr. Lucian-Attila Blaga, seit 2011 als Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Geesthacht für Material-und Küstenforschung, pendelt zwischen Hamburg und seiner Heimatstadt Timișoara, wo er an der Technischen Universität als Bauingenieur promovierte und an der Banater Zeitung mit arbeitete. Er ist in keiner Partei, jedoch aktiv in sozialen Netzwerken (Mitglied/Gründer verschiedener Plattformen für politisch-gesellschaftliche Diskussionen).


Buchpräsentation

“Lagerlyrik”

in Kooperation mit dem Rumänischen Kulturinstitut
23. November 2016

Fast jeder/jede aus Rumänien stammende Deutsche kennt aus seiner/ihrer Familie die Erzählungen der im Januar 1945 in die Sowjetunion deportierten Generation. Es wurden „alle arbeitsfähigen Deutschen – Männer im Alter von 17 bis 45 Jahren, Frauen von 18 bis 30 Jahren – , die sich auf den von der Roten Armee befreiten Territorien Rumäniens, Jugoslawiens, Ungarns, Bulgariens und der Tschechoslowakei befinden“ mobilisiert und „zum Wiederaufbau der Bergbauindustrie im Donezbecken und der Schwarzmetallurgie des Südens“ eingesetzt. Dieser Beschluss des sowjetischen Verteidigungskomitees erging am 16. Dezember 1944 und wurde von Stalin unterzeichnet.
Aus Rumänien wurden zwischen 70.000 und 80.000 Deutsche in sowjetische Arbeitslager verschleppt, wo sie zwischen 1945 und 1949 Zwangsarbeit leisteten.

Der Band „Lagerlyrik“ ist zum 70. Jahrestag der Deportation erschienen. Er sammelt Gedichte, Fotografien, Zeichnungen, Lieder, Verse, Reime und Sprüche der Deportierten selbst und dokumentiert ihr Leben und vor allem ihr Leiden in den Arbeitslagern aber auch ihre Hoffnung und ihren Überlebenswillen.

Über dieses Thema wurde in der Öffentlichkeit lange geschwiegen. Erst nach 50 Jahren begann die wissenschaftliche Aufarbeitung. 2009 setzte Herta Müller den Deportierten ein literarisches Denkmal in ihrem Buch „Atemschaukel“. Erst mit „Lagerlyrik“ erhalten die Betroffenen selbst eine Stimme.

ReferentInnen:
Günter Czernetzky, Renate Weber-Schlenter, Luzian Geier, Hans-Werner Schuster und Erwin-Josef Ţigla (Hg.)


Jour Fixe

Deutsch-Rumänische Geschäftsbeziehungen: Aspekte der interkulturellen Zusammenarbeit deutscher und rumänischer Unternehmen

Vortrag und Diskussion
12. Oktober 2016

Ein typisches Beispiel für deutsch-rumänische Irritationen aus der Praxis von Mihaela Niemczik-Arambasa: „Eine deutsche Managerin ist im Büro einer rumänischen Filiale in Deutschland. Der Filialleiter ist ein Rumäne aus Bukarest. Er kommt ins Büro und begrüßt alle Männer per Handschlag. Nur die Managerin aus Deutschland begrüßt er mit einer kleinen Kopfbewegung. Die deutsche Managerin ist verunsichert, sie fühlt sich ausgegrenzt.“ Was steckt hinter diesem Verhalten des Rumänen? Will der rumänische Filialleiter tatsächlich die deutsche Managerin ausgrenzen?

Viele deutsche Unternehmer, die Geschäfte in und mit Rumänien treiben, denken nicht daran, dass für den Erfolg des Geschäftes eine Auseinandersetzung mit den lokalen Gepflogenheiten und der Arbeitskultur notwendig ist. Oft lautet die Begründung: “Wir haben unser Unternehmen in Deutschland erfolgreich aufgebaut, nach dem genau gleichen Modell werden wir auch die Filiale in Rumänien aufbauen. Rumänien liegt ja in Europa, die kulturellen Unterschiede sind nicht so groß wie im Vergleich mit Ländern wie China oder Japan.”

Diese Aussage stimmt nur teilweise; oft sind die kleinen Unterschiede entscheidend für ein gutes Geschäftsklima. Studien zeigen, dass durch interkulturelle Reibungen zusätzliche Kosten in Höhe von etwa 20 bis 25% der jeweiligen Projektkosten entstehen. Außerdem scheitern 70 % aller internationalen Kooperationen nicht an fachlichen Kompetenzen, sondern an interkulturellen Problemen. Fazit: Wer in Rumänien ein Unternehmen eins zu eins nach deutschem Modell aufbauen möchte, ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt.

Anhand von konkreten Beispielen des Geschäftslebens in beiden Ländern präsentiert Mihaela Niemczik-Arambasa konträre Arbeitseinstellungen, die bei der Zusammenarbeit am häufigsten zu Missverständnissen und unnötigen Reibungen führen können.

Referentin:
Dr. Mihaela Niemczik-Arambasa ist promovierte Humangeographin und zertifizierte Trainerin und Coach für interkulturelle Kompetenzen. Seit 2006 freiberufliche Trainerin, Coach und Beraterin für interkulturelle Kompetenzen mit Schwerpunkt Deutschland, Rumänien und Osteuropa. Sie studierte in Bukarest und Potsdam, Promotion an der Universität Potsdam in der Abteilung Sozial- und Kulturgeographie.


Jour Fixe

Von Arad nach Köln: “Angekommen und doch Unterwegs”

Autorenlesung aus dem Erinnerungs-Roman “In die Zeit fallen” und Gespräch
5. September 2016

Die Eltern emigrieren in den frühen siebziger Jahren voraus nach Deutschland. Der Junge bleibt zurück bei der Großmutter. Gefangen in einer Zeitfalle: in „Wenigeralszweijahren“ soll er nachreisen können. Eine rumänische Kindheit in der Ceaușescu-Diktatur als Sohn „republikflüchtiger“ Juden. Misstrauen, Ausgrenzung, eine lebensgefährliche Attacke. Sonntägliche Langeweile in den leeren Straßen Arads, am Fluss Marosch, an der Grenze zu Ungarn. Jugendliche Melancholie, stille Rebellion und Suche nach Geborgenheit in der Synagoge. Mit beginnender Pubertät, mit 13, dann die Ausreise in den „betäubenden Komfort der bundesrepublikanischen Wohlstandsgesellschaft“. Die Muttersprache? „Mehrsprachigkeit“: rumänisch, ungarisch, deutsch. Schulschwänzen, Lesebegeisterung und allmähliche eine „Verwandlung“. Wie durch einen Nebel das Erleben des vielschichtigen Exils in einer lange als fremd empfundenen Umgebung. Anpassung und Assimilation. Dennoch die „Wunde der Emigration“.
Nach Jahrzehnten in Köln das emotionale Wagnis einer Reise in seine („schlechte“) Heimat Rumänien, an die Orte der Kindheit. Er ist „wieder zu Hause im Ausland“. In seinem Erinnerungsroman verknüpft Peter Rosenthal subtil Reflexionen über Herkunft und Heimat, über das Zulassen, Entdecken und Wertschätzen von Erinnerungen.

Referent:
Dr. med. Peter Rosenthal, geboren 1960 in Arad, mit 13 Jahren Ausreise nach Deutschland. Medizinstudium in Köln. 2001 Veröffentlichung „Entlang der Venloer Straße“, ein Briefroman, in dem er sich in Briefen an seinen in Israel lebenden Freund mit dem Leben in Deutschland auseinandersetzt. Publikationen in Zeitschriften. Der Internist Peter Rosenthal ist Hausarzt in Köln. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.


Jour Fixe

Der Fall Eginald Schlattner: Schriftsteller und Securitate im kommunistischen Rumänien

Vortrag
3. Mai 2016

Als Schriftsteller wurde Pfarrer Eginald Schlattner aus Rothberg/Roșia ab den 1990er Jahren berühmt. Seine Romane, in das Schicksal Siebenbürgens verwoben, mit unverkennbar autobiographischen Bezügen, erreichten in Deutschland hohe Auflagen. Als im Jahr 2000 „Rote Handschuhe“ erschien, entfachten sich erneut die alten, bis heute andauernden Kontroversen um das Verhalten des Autors in jungen Jahren. Der Roman thematisiert seine eigene Haftzeit und Verurteilung in den 1950er Jahren. Er spielt zu einem großen Teil in einer Gefängniszelle der rumänischen Securitate, in der Schlattners Alter Ego festgehalten und zur Denunziation gegen seine Schriftstellerkollegen gezwungen wird. Er soll Informationen über Freunde und Kollegen, ja über seinen eigenen Bruder liefern. Unter dem massiven Druck bricht er letztendlich zusammen und wird zum Hauptbelastungszeugen.

“Rote Handschuhe” bezieht sich auf den „Schriftstellerprozeß“ von 1959 im rumänischen Kronstadt: in einem Schauprozess gegen eine Gruppe junger Schriftsteller der deutschen Minderheit wurden fünf Angeklagte zur insgesamt 95 Jahren Haft und Arbeitslager verurteilt und 1968 freigelassen. Eginald Schlattner wurde später beschuldigt, als „Kronzeuge“des Schauprozesses die Angeklagten belastet zu haben – ein Vorwurf, der in der rumäniendeutschen Szene untrennbar mit der Rezeption von „Rote Handschuhe“ und der Aufarbeitung des Schriftstellerprozesses verbunden ist.

Zum „Fall Schlattner“ präsentieren die Referenten neue Erkenntnisse aufgrund von jahrelangen Recherchen. Im „Fall Schlattner“ wurden, wie sie nachweisen, Akten manipuliert, Übersetzungen verfälscht, bestellte Gutachten vorgelegt. „Es konnten“, so Michaela Nowotnick, „Mechanismen ausfindig gemacht werden, die Gerüchte zu Wahrheiten werden lassen“. Diskutiert werden muss, inwieweit diese Forschungsergebnisse ein neues Licht auf den „Fall Schlattner“ werfen.

ReferentInnen:
Dr. Michaela Nowotnick, Literaturwissenschaftlerin am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität Berlin. Dissertation zum Thema „Die Unentrinnbarkeit der Biographie. Eginald Schlattners Roman ‘Rote Handschuhe’ – Eine Fallstudie zur rumäniendeutschen Literatur nach 1945“. Mitarbeit am Projekt zur „Erfassung und Notsicherung in Privatbesitz befindlicher Quellen und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur in Rumänien“.

William Totok, rumäniendeutscher Schriftsteller, Publizist. Mitbegründung der Schriftstellervereinigung „Aktionsgruppe Banat“ (1972-75); wegen „Verbreitung staatsfeindlicher Gedichte“ 1975/76 in Haft. Forschungen und zahlreiche Publikationen zur Securitate.


Jour Fixe

Mein Jahr in einem rumänischen Dorf: Lesung aus den in Cața/Katzendorf entstandenen Texten

in Kooperation mit dem Rumänischen Kulturinstitut
13. April 2016

Das Dorf Cața/Katzendorf im siebenbürgischen Rumänien hat eine kleine Kirchenburg, ein altes Pfarrhaus-Gebäude, nur noch wenige deutsch sprechende Einwohner, liegt idyllisch zwischen Eichenhainen und ist auf kaum einer Landkarte zu finden. Für ein Jahr wurde der Schriftstellerin Carmen-Francesca Banciu der Titel „Dorfschreiberin“ von Cața/Katzendorf verliehen. Mit dem Titel war ein manchmal monatelanger Rückzug in eine Welt verbunden, in der Pferdekarren noch üblich sind. Für die aus Rumänien stammende, großstädtisch-elegante Schriftstellerin war diese Zeit eine ungewohnte Herausforderung. Wie fremd ist ihr die ländliche Umgebung, die sie an Kindertage erinnert? Wie schockierend ist die direkte Konfrontation mit Armut, Bildungsnot, Hoffnungslosigkeit in einem früher wohlhabenden Dorf, in dem es damals eine Siebenbürgisch-Sächsische Mehrheit gab? Wie begegnen die Menschen in Cața/Katzendorf der Rumänin aus Berlin?

Der „Dorfschreiberpreis“ wurde zum dritten Mal verliehen. Initiator ist der in Berlin lebende, aus Siebenbürgen stammende Autor und Filmemacher Frieder Schuller, der in dem ehemals evangelischen Pfarrhaus von Katzendorf aufgewachsen ist. Wer den Preis erhält soll, so Frieder Schuller: „in die Sprache der Dorfbewohner hineinhören, sich wundern, mitreden, um einen Dichterbeitrag zum gegenwärtigen Transsilvanienbild hinzuzufügen“.

Referentin:
Carmen-Francesca Banciu, DRG


Jour Fixe

Entwicklung und Ziele des Ökotourismus in Rumänien

in Kooperation mit dem Rumänischen Kulturinstitut
11. März 2016

Rumänien hat Naturfreunden einiges zu bieten. Bekannt sind vor allem das Biosphärenreservat Donaudelta mit über 300 Vogelarten und die rumänischen Karpaten, wo mehr als 30 Prozent der europäischen Bär-, Wolf- und Luchs-population lebt. Daneben gibt es über das gesamte Land verteilt unzählige Naturschutzgebiete, viele Nationalparks und Naturparks. Insgesamt ist mehr als 8,3 Prozent der 238.391 Quadratkilometer Landesoberfläche geschütztes Gebiet.

Vor diesem Hintergrund gründete Hermann Kurmes 1999 zusammen mit seiner Frau Katharina Carpathian Nature Tours (cntours), die erste rumänische Reise-agentur für naturnahen, nachhaltigen Tourismus in Rumänien. Er baute sein Unternehmen zum bedeutendsten rumänischen Reiseveranstalter für umwelt-freundliche und naturnahe Reisen aus. Der besondere Schwerpunkt liegt auf Natur- und Wanderurlaub für Familien und Kleingruppen in den Karpaten und in Siebenbürgen. Stammhaus von cntours ist die Villa Hermani in Măgura (Bezirk Braşov/Kronstadt) im Nationalpark Piatra Craiului in den Südkarpaten.

In seinem Vortrag wird Hermann Kurmes auf die Grundsätze des Ökotourismus in Rumänien eingehen, die Aktivitäten des nationalen Ökotourismusverbands “AER” und dessen Projekt „ökotouristische Destinationen“ erläutern und uns schließlich anhand von Lichtbildern einige historisch gewachsene Regionen Rumäniens vorstellen.

Referent:
Hermann Kurmes, geboren in Wolkendorf/Vulcan in Siebenbürgen kehrte nach ein paar Jahren in Deutschland 1997 zusammen mit seiner Frau in seine siebenbürgische Heimat zurück, wo er 1999 CNTOURS gründete. 2003 war er Gründungsmitglied des ersten nationalen Ökotourismusverband “AER” (www.eco-romania.ro). CNTOURS ist regelmäßig, so auch in diesem Jahr, auf der Internationalen Tourismus-Börse ITB in Berlin vertreten.


Jour Fixe

Siebenbürgische Kirchenburgen zwischen Tourismus und Verfall

Powerpoint-Vortrag, Videos, Fotos
10. März 2016

Etwa 150 Kirchenburgen und mittelalterliche Wehrkirchen gibt es im siebenbürgischen Rumänien. Sie wurden von den Siebenbürger Sachsen einst gebaut zur Verteidigung gegen Türken und Tataren-Einfälle. Zum Weltkultur-Erbe gehören sieben der schönsten und bedeutendsten dieser stolzen Denkmäler einer inzwischen gefährdeten Kulturlandschaft. Einige Kirchenburgen sind durch private Spenden instand gesetzt worden und befinden sich in gutem Zustand. Doch viele, wenn nicht die meisten, Kirchenburgen verfallen. Erst vor wenigen Wochen brach der Turm der Kirche in Radeln auseinander. Die Kirchenburgen stehen leer und werden nicht mehr genutzt, weil die meisten Deutschen das Land verlassen haben. Aber der Zustand der Kirchenburgen ist auch gefährdet durch gut gemeinte, aber fachlich falsch durchgeführte Reparaturen. Die Stiftung Kirchenburgen wurde von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien gegründet, um ein kostbares kirchliches Kulturerbe zu erhalten. Dazu gehören konservatorische Arbeiten, Fachveranstaltungen, Tourismusförderung und Öffentlichkeitsarbeit. Schirmherren der Stiftung Kirchenburgen sind der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis und der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck.

ReferentInnen:
Philipp Harfmann, geboren in Berlin, seit 1.1.2016 Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen in Sibiu/Hermannstadt. Dipl.Ing. für Stadt-und Regionalplanung, Planer und Berater in verschiedenen Ländern mit Schwerpunkt in Osteuropa und Rumänien, seit 2008 in der Leitstelle Kirchenburgen tätig.

Ruth Istvan geboren in Broos/Orăștie, seit 1.1.2016 Referentin für Tourismus und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Kirchenburgen. 1984 aus Rumänien ausgewandert, Tourismusstudium in Heidelberg, verschiedene Auslandsaufenthalte, seit 2014 für das Projektbüro Leitstelle Kirchenburgen tätig.


Jour Fixe

Bukarest zwischen Ost und West

in Kooperation mit der Architektenkammer Berlin
10. Februar 2016

Könnte Bukarest die „Europäische Kulturhauptstadt 2021“ werden? Um diesen begehrten, den Tourismus fördernden, Titel zu erringen, stünde der Stadt ein Kraftakt bevor. Die hässlichsten Spuren der sozialistischen Städte- und Architekturplanung müssten verschönt werden. Die gewachsenen Viertel, die Ceaușescu von 1977 bis 1989 abreißen ließ, um Platz für seinen „Palast des Volkes“ zu schaffen (500 ha!) bleiben natürlich verschwunden. Verhindert werden könnte aber, dass unter Denkmalschutz stehende Wohn- und Industriegebäude und gewachsene Straßennetze weiter von Post-Kommunistischen Baulöwen abgerissen werden. Der Masterplan für die Stadt-, Architektur- und Kulturplanung bis 2025 umfasst u.a. tiefgreifende Neuerungen für den öffentlichen Verkehr, für Plätze und Parks, für eine neue städtische kulturelle Identität im Zentrum, für öffentliche Flanierwege am ehemals lieblichen Dambovita-Fluss. Dorothee Hasnas berichtet, mit einem Rückblick auf das frühere „Paris des Ostens“, über die Zerstörungen durch den rumänischen Kommunismus, die Entwürfe von 13 Planungs-und Architekturbüros für ein schöneres Bukarest und die Bemühungen von Bürgerinitiativen um den Erhalt vergangener Pracht.

Referentin:
Dorothee Hasnaș, rumänische Architektin, Städteplanerin und Künstlerin mit Schweizer Wurzeln. Nach Abschluss des Studiums in Karlsruhe 5 Jahre in unterschiedlichen Architekturbüros in Zürich. Seit 2012 Projektkoordinatorin beim Kreativzentrum „The ARK Bukarest“. 2014 Bericht „Stadtplanung, Design für die Kulturstrategie –Planung für Bukarest bis 2025“; 2015 Mitarbeit am neuen Baedeker „Rumänien“. In Haiti Mitarbeit bei Kampagne für erdbebensicheres Bauen mit Lokalmaterialien des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (2011). Ausstellung Zürich „3 mal Bukarest: Boheme- Diktatur-Umbruch (2010)


Jour Fixe

Rumänien im Superwahljahr 2016

in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin
20. Januar 2016

In Rumänien werden 2016 wichtige Weichen für die Zukunft des Landes gestellt: bei den Kommunalwahlen im Juni werden die Repräsentanten aller 41 Kreise des Landes, sämtliche Gemeinderäte und alle Bürgermeister gewählt. Im Herbst folgen die Parlamentswahlen, bei denen es erstmals die Möglichkeit einer Briefwahl für alle, auch die Auslandsrumänen, geben könnte. Die Briefwahl ist eines der Vorhaben der neuen, „technokratischen“ Regierung unter Dacian Cioloș, die Ende November 2015 von Präsident Klaus Johannis nominiert wurde. Wird die „technokratische“ Regierung die Erwartungen der jungen Rumänen erfüllen können? Im Kabinett sind nicht länger Parteigänger, sondern Fachleute vertreten, die sich viel vorgenommen haben, so Bekämpfung der Korruption, bessere Nutzung europäischer Fördergelder, Stopp der Abwanderung von qualifizierten Rumänen. Das Jahr 2016 ist auch eine Bewährungsprobe für Präsident Johannis. Er ist seit gut einem Jahr im Amt und muss beweisen, wie er seinen Handlungsspielraum für ein „besseres“ Rumänien nutzen will.

Referent:
Sven-Joachim Irmer hat am 1. Juli 2012 die Leitung der Konrad Adenauer-Stiftung (KAS) in Bukarest übernommen. Der Politik-Profi hat als Insider vor Ort die Jugend-Proteste in Bukarest vom letzten Oktober/ November verfolgen können, die zum Sturz der Regierung Ponta führten. Irmer studierte Sozialpädagogik und Betriebswirtschaft und arbeitete vor seiner Tätigkeit für die KAS bei der „Steltemeier Strategieberatung for Public Affairs“.


Jour Fixe

7 Tage Bukarest : Mit dem Blick eines Vloggers

Erwartungen, Erfahrungen, Ergebnisse eines Kurz-Aufenthalts
9. Dezember 2015

Sieben Tage mit neugierigem Blick in einer fremden Großstadt wie Bukarest – was fällt auf, was gefällt, was befremdet, was meint man schon gekannt zu haben? Welche Vorurteile werden aufgeweicht und welche bestätigt? Und warum ausgerechnet Bukarest wählen für ein Blogging-Experiment mit der Videokamera? Der Student Nico Schmolke fand das am Rande der EU gelegene Bukarest interessanter als Paris, London oder Madrid. Auch diese europäischen Hauptstädte standen zur Auswahl bei der Bewerbung um ein kurzes Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung im Rahmen eines Debattenportals „SagWas“. Schmolke bloggte eifrig, was er in sieben Tagen Bukarest entdeckte, immer auf der Suche nach „Lichtblicken… denn Rumänien muss doch auch positives zu bieten haben“. Bestätigen kann er heute, dass die Korruption das größte Problem ist. Zu den Lichtblicken zählt er u.a. das große bürgerschaftliche Engagement von überwiegend jungen Leuten, die er befragte. In sieben Tagen bloggte Nico Schmolke sechs VideoFilme und schrieb einen Artikel über die schwule, immer noch diskriminierte, Szene Bukarests. In seinen Videos werden Themen wie Auswanderung, Korruption, hauptstädtische Kulturschaffende, Roma, Flüchtlinge, Bürgerschaftliches Engagement untersucht. Nico Schmolke war Anfang Oktober in Bukarest, also vor dem Disco-Brand und den dadurch entflammten Demonstrationen, die den Rücktritt von Regierungschef Ponta auslösten.

Referent:
Nico Schmolke studiert an der FU Berlin Politikwissenschaft und steht kurz vor dem Master-Abschluss. Der 24-Jährige ist zur Zeit Journalismus-Praktikant bei der „Berliner Zeitung“


Jour Fixe

Prächtig bestickt und fein gewebt: Die Trachten des Karpatenbeckens

Lichtbildervortrag
2. Dezember 2015

Selbst in ländlichen, traditionell orientierten Gegenden Südosteuropas sind Trachten schon lange nicht mehr die tägliche „Volkskleidung“. Die Tracht als ein Kleidungsstück, das die Ordnung einer Gesellschaft widerspiegelt, ist mit den gesellschaftlichen Umbrüchen der letzten Jahrzehnte aus der Mode gekommen. Noch vor dem 2. Weltkrieg war im Karpatenbecken genau festgelegt, welche Hauben, Hüte, Röcke, Hosen und Accessoires wer wann wo tragen durfte. An der Kleidung ließen sich soziale Stellung, Alter, Geschlecht, Familienstand, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, manchmal auch die Religionszugehörigkeit, ablesen. Die Tracht gab Auskunft über Region und Nationalität. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Trachten verändert, wie jede Kleidung. Zeitgeist, Politik, Migrationbewegung, aber auch technische Entwicklung, Industrialisierung und Globalisierung spiegeln sich in den Trachten genauso wider wie aktuelle Modetendenzen.
Trachten sind mittlerweile kostbare Objekte, die in Museen aufbewahrt werden oder in Privatsammlungen wie der von Judit Pompery, die auf die Frage, was sie motiviert, antwortet: “Meine Sammelleidenschaft hat meine Betrachtungsweise verändert: Man erkennt plötzlich geschichtliche, geografische, soziografische Zusammenhänge. Mit großer Überraschung habe ich festgestellt, dass die Bevölkerung des Karpatenbeckens aus vielen ethnischen Minderheiten besteht, und zwar nicht nur in den Grenzgebieten der jeweiligen Länder. Dies spiegelt sich auch in den Trachten wider und bringt einen unglaublichen Formenreichtum.“

Referentin:
Judit Pompery stammt aus Ungarn und studierte in Budapest Wirtschaftswissenschaften. Seit 1975 lebt sie in Berlin. Sie ist als Unternehmerin im Handelsbereich tätig. Ihre berühmte Sammlung rumänischer Trachten sowie ungarischer, slowenischer, serbischer, kroatischer und anderer Minderheiten im Karpatenbecken umfasst rund 1.300 Einzelstücke.


Jour Fixe

“Meine 7000 Nachbarn”: Rumänische Roma in Berlin

Buchvorstellung, Lesung, Diskussion
25. November 2015

Zunächst sprang sie eher zufällig als Übersetzerin ein, wenn Roma sich im Behörden-Dickicht verirrten. Ihr Einsatz für die Neuankömmlinge aus Rumänien wurde schließlich zu einem Beruf. Sie begleitete Roma zu Ärzten, Sprachkursen, Behörden und Arbeitgebern, sie sprach an Schulen und Kitas vor, organisierte Mutter-Kind-Gruppen. Abends notierte sie ihre Eindrücke und Erlebnisse. Als Buch wecken diese kleinen Geschichten Empathie und geben den Lesern das Gefühl, sie kennten die betreuten Roma ein wenig. Es sind authentische, weil überwiegend von den Roma in eigenen Worten geschilderte Einblicke in das raue Leben dieser rumänischen Ethnie, von denen es viele nach Berlin verschlagen hat. Die kurzen Kapitel, etwa „Als ich von Deutschland hörte“, „Am Gynäkologenstuhl lehnend“, „Zehn Stunden Neukölln“, fordern die Leser heraus: mancher wird sich ertappt fühlen, weil die Anekdoten schildern, wie vorurteilsbeladen sich die „Anderen“ den Roma gegenüber verhalten. Das beherrschende Thema des Buches sind die täglichen Nöte, die unverständliche Bürokratie, die Suche nach Arbeit jenseits der Bettelei, die meistens große Unwissenheit und damit verbunden ein Ausgeliefert sein an Ausbeutung jeder Art, „wie im 19.Jahrhundert“. „Die Roma wissen, dass man eine falsche Vorstellung von ihnen hat. Eher hat man eine falsche Vorstellung als keine“. Warum sie die Geschichten aufgeschrieben hat? „Weil ich es schön finde, mit ganz normalen Menschen zu tun zu haben“.

Referentin:
Eva Ruth Wemme studierte u.a. in Bukarest und übersetzte wichtige rumänische Autoren wie Nora Iuga, Mircea Cărtărescu, Norman Manea. Als Autorin war sie Stipendiatin des Literarischen Colloquiums Berlin und der Alfred Döblin-Stiftung. Sie lebt in Berlin. Sie arbeitet als „Sprach –und Kulturmittlerin“ für Neuankömmlinge aus Rumänien.


Jour Fixe

Was bewegt rumänische Jugendliche? Studie über Werte und Einstellungen junger Rumänen

18. November 2015

Rumäniens Jugend ist skeptisch und desillusioniert: etwa 90 Prozent der 15- bis 29jährigen fühlen sich von den Politikern des Landes und den politischen Parteien nicht repräsentiert. Der Kontrollfunktion der Medien misstrauen sie. Der EU-Beitritt hat sie enttäuscht: die Arbeits- und Ausbildungschancen haben sich nicht, wie erhofft, merklich verbessert. Gerade mal ein Viertel denkt, dass Rumänien auf dem richtigen Weg ist. Korruption, Armut und Arbeitslosigkeit sind für alle die größten Probleme des Landes. Fast 40 Prozent der jungen Rumänen erwägen, ihrem Land – wenigstens für einige Zeit – den Rücken zu kehren. Den Kirchen und den religiösen Führern des Landes vertrauen sie mehr als den demokratischen Institutionen. Sie beobachten, dass politischer Opportunismus den beruflichen und sozialen Aufstieg erleichtert. Folglich beurteilen junge Rumänen höchst kritisch die herkömmlichen Möglichkeiten des politischen Engagements, z.B. in einer Partei. Zwar haben sie landesweite Protestaktionen (zB gegen den Goldabbau in Rosia Montana, Sozialkürzungen) organisiert. Dennoch aber vertrauen nur weniger als ein Drittel der Kraft von Bürgerinitiativen und NGOs. Wenn es drauf ankommt, sind sie aber dabei: mit einer Wahlbeteiligung von 58 Prozent haben sie den Ausgang der 2014-Präsidentenwahl (Klaus Johannis) stark mit beeinflusst. Dies sind einige der vielfältigen Ergebnisse der Jugendstudie, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung für Rumänien (2014: 1302 Befragte) und für sieben weitere südosteuropäische Staaten (Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Kosovo, Mazedonien, Slowenien) erarbeitet wurde.

Referent:
Matthias Jobelius leitet seit Mai 2012 die Bukarester Repräsentanz der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) für Rumänien und Moldau. Er studierte Politikwissenschaften in Berlin und London, vor seiner Berufung nach Bukarest war er u.a. Regionalkoordinator der FES für den Südkaukasus.


Jour Fixe

Aufforsten statt Abholzen: Rettet den rumänischen Wald!

Vortrag, Fotos, Filme
2. Oktober 2015

Rumäniens unberührter Wald mit seinen Jahrhunderte alten Eichenhainen ist durch legales Abholzen und illegalen Raubbau („Holzmafia“) bedroht: noch gibt es 6,6 Millionen Hektar Wald. Aber es verschwinden jede Stunde ca. 3 Hektar, seit 1990 fast 400.000 Ha. Etwa die Hälfte des Bestandes gehört Privatleuten. Zunehmend investieren internationale Unternehmen in die kostbare Ressource „Wald“. Im Juli kaufte der Möbelkonzern Ikea von Privat 33.600 Ha, eine Fläche größer als der Stadtstaat Bremen, und ist jetzt der zweitgrößte Waldbesitzer. Das österreichische Holzunternehmen Schweighofer ist in Rumänien mit 500 Millionen Umsatz Marktführer und muss sich gegen den Vorwurf verteidigen, illegal geschlagenes Holz zu verarbeiten. Die von Alin Uhlmann Useriu gegründete NGO „Tasuela Social“ kämpft gegen den Raubbau in den Wäldern. Das bayerische Umweltministerium hat der Organisation eine Partnerschaft angeboten. Tasuela Social wird von vielen Rumänen unterstützt, darunter der bekannte Schriftsteller Mircea Cartarescu.

Referent:
Alin Uhlmann Useriu ist ein rumänischer Umweltaktivist der ersten Stunde: nach einigen Jahren in Deutschland, wo er bei der Auslandshilfe der Johanniter engagiert war, kehrte er nach Rumänien zurück mit dem Wunsch, in seiner Heimat Denk- und Handlungsanstöße zu geben für Umweltschutz, Sozialarbeit und ehrenamtliches Engagement. Vor bald 15 Jahren gründete er im Borgo-Gebirge, über dem Dorf Piatra Fantanele (Gemeinde Bistrita) die Siedlung „Tasuleasu Social“ für rumänische und auch deutsche Jugendliche: „Wir haben uns vorgenommen, die Mentalität von Menschen zu verwandeln und zu zeigen, dass die Jugendlichen sich engagieren möchten um soziale Probleme zu lösen“. Was Alin Uhlmann-Useriu in Gang gesetzt hat, ist beeindruckend: 70 Tonnen Müll wurden mit der Aktion „Verde003“ gesammelt, 2200 rumänische Ehrenamtliche reinigten 450 km Flusslauf. Rumänische und deutsche Jugendliche pflanzten bis zum Jahr 2011 mehr als 150.000 Bäume. Vor einem Jahr wurden im Kreis Temeswar weitere 6.000 Schösslinge gesetzt.


Jour Fixe

Rumänien im Wandel: “Social Entrepreneurships” als neue Unternehmensgründungen mit sozialer Selbstverpflichtung

Vortrag, Fotos, Filme
11. Juni 2015

Auch in Rumänien entstehen in den letzten Jahren Unternehmen, bei denen die Gewinnerzielung nicht im Vordergrund steht. Sie wollen ihre unternehmerische Tätigkeit vor allem für einen positiven Wandel der Gesellschaft einsetzen. Ein „Social Entrepreneur“ engagiert sich z.B. im Umweltschutz, Bildung, Armutsbekämpfung: er will Arbeitsplätze für Menschen schaffen, die, wie Roma, sozial benachteiligt sind. Die von realistisch denkenden Idealisten gegründeten Unternehmen bieten ihre Produkte und Dienstleistungen regulär auf dem freien Markt an. Im Gegensatz zu den Unternehmen des freien Marktes haben diese rumänischen Sozialunternehmen keine Gewinnerzielungsabsicht beziehungsweise sie reinvestieren ihre Gewinne erneut in soziale Projekte.
Hannelore Jorgowitz hat soziale Unternehmen in Rumänien besucht; sie berichtet über die landwirtschaftliche Kooperative „ASAT ROMANIA”, die sich einer solidarischen und biologischen Landwirtschaft verpflichtet hat. In der Nähe von Timișoara gibt es das “Curtea Culorilor” (“Haus der Farben“): eine italienische Nonne baut einen landwirtschaftlichen Bio-Betrieb mit einer wunderbaren Käserei auf, um junge (Roma)Frauen zu unterstützen, die sonst möglicherweise auf der Straße landen würden. Eine Besonderheit ist „CRIES“: dahinter steckt eine Beratungs-und Informationseinrichtung, die von einer Frau aufgebaut wird. Es handelt sich um einen “Hub” (Drehkreuz) für kleinere NGO´s und Bürgerinitiativen, damit diese an die nötigen Informationen kommen und (Weiter)Bildungsmöglichkeiten nutzen können.

Referentin:
Hannelore Jorgowitz, Diplom-Volkswirtin, Politikwissenschaftlerin, geboren im rumänischen Arad, dreisprachig aufgewachsen. Sie arbeitet als Datenschutzberaterin und Datenschutzprüferin bei einer Berliner Unternehmensberatung.


Jour Fixe

Ökologische und Soziale Bürgerproteste in Rumänien. Das FU-Projekt „Growing Roots“

Vortrag, Fotos, Filme
28. Mai 2015

Vor fünfzehn Jahren begann der Protest der Bewohner des hoch gelegenen Dorfes Roșia Montană im Westen Rumäniens gegen den Abbau der Goldvorkommen und damit ihre Umsiedlung und die Gewinnung des Goldes durch Zyanit. Der mutige, schlaue Protest der Bergbauern gilt unter Politikwissenschaftlern als „Mutter der rumänischen Zivilgesellschaft“. Die Umweltbewegung entwickelte sich zu einem Anti-System-Protest. Im Januar 2012 kam es in mehreren rumänischen Orten zu Protesten gegen die Gesundheitsreform. Wegen Roșia Montană demonstrierten im Herbst 2013 in Bukarest erneut 20.000 Menschen. Gegen den Goldabbau zu protestieren, hieß auch, gegen Korruption, Klientelpolitik und Privatisierung zu kämpfen. 2013 begannen auch die Proteste gegen „Fracking“ in Pungești in Ostrumänien, wo der Ölkonzern Chevron Förderung von Schiefergas betreiben will. Beide Umweltbewegungen beschleunigten die politischen und sozialen Proteste. Welches sind die Akteure und Strategien der Proteste, wie die Bedeutung für die Zivilgesellschaft?

ReferentInnen:
Kristin Eichhorn, Sören Haberlandt und Patrick Kehrer stehen kurz vor dem Abschluss ihrer Studien am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin. Als Teil des Projektkurses „Ziviler Ungehorsam? Gesellschaft und Staat in Osteuropa“ recherchierten sie vor Ort die Entwicklung der ökologischen und sozialen Bürgerproteste in Rumänien. Ihr Projekt „Growing Roots“ wurde u.a. von der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft unterstützt.


Jour Fixe

Deutschland und Rumänien: Stolz und Vorurteil in der gegenseitigen Wahrnehmung

4. Mai 2015

Gegensätzlicher könnten die landläufigen Vor-Urteile über die Menschen in Deutschland und Rumänien kaum sein: die Deutschen gelten als diszipliniert, kühl, humorlos und ehrgeizig. Das Stichwort „Rumänien“ wird unweigerlich mit Korruption, bettelnden Roma, Schlamperei, Banden und „Dracula“ in Verbindung gebracht. Welchen geschichtlichen und kulturellen Hintergrund haben solche Vorurteile und tiefsitzenden Ressentiments, die das „Image“ eines Landes hervorbringen? Wieso wird Deutschland mit Lederhose und Sauerkraut in Verbindung gebracht? Welche Rolle spielt das überwiegend negative Bild vom „Balkan“, der mehr ist als eine regionale Zuordnung von Staaten wie Rumänien, Ungarn, Bulgarien und Ex- Jugoslawien?
An die Auswirkungen von meistens diffusen Urteilen und Bildern über einen Staat und eine Nation knüpft das „Nation Branding“ an. „Nation Branding“ ist der Versuch, einem Staat mit Hilfe moderner Kommunikationsmethoden sowie PR und Werbung ein gutes Image zu verschaffen, das einer Handelsmarke nicht unähnlich ist. Ziel ist, das Vertrauen in das jeweilige Land zu stärken, Tourismus und Exporte anzukurbeln und das Land für ausländische Investoren attraktiver zu machen.

Referent:
Andreas von Mettenheim, Studium der Rechtswissenschaft u.a. an der französischen Elite-Schule ENA in Paris, 1975 Auswärtiger Dienst, diplomatische Stationen u.a. Indien, Spanien, Frankreich, Russland, 1999-2002 Leiter des persönlichen Büros des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, von 2009 bis 2013 Deutscher Botschafter in Bukarest. Seine Überlegungen zu dem aktuellen Thema “nation branding” beruhen auf der kontinuierlichen Befassung mit dieser Frage während seiner Zeit in Rumänien sowie auf seinen in diesen Jahren gemachten praktischen Erfahrungen. Der Diplomat legt Wert auf die Feststellung, dass er nicht als Amtsperson spricht, sondern als kritischer Beobachter, der auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland das Interesse an seinem früheren Gastland nicht verloren hat.


Jour Fixe

Rumäniens „Eiserne Garde“ und die Nazis – Ein Geschichtsrückblick im Jahr 70 nach Ende des 2. Weltkrieges

Lichtbildervortrag und Buchvorstellung
15. April 2015

Die rumänische „Eiserne Garde“ war eine antisemitische, antidemokratische, gewaltbereite Organisation, gegründet nach dem 1. Weltkrieg. Ihre mystisch-orthodoxe Ausrichtung übte eine große Faszination aus. In den 1930ziger Jahren war sie, mit etwa 250.000 Mitgliedern, die drittgrößte faschistische Partei Europas (nach Deutschland und Italien).
Mit dem faschistischen Rumänien hatte sich das Deutsche Reich 1940 aus ökonomisch- militärisch-geopolitischen Gründen verbündet. Rumänien wurde von Hitler geschätzt als wichtiger Lieferant von kriegswichtigem Erdöl und Getreide und als ideales Aufmarschgebiet im 2. Weltkrieg. Zur Eisernen Garde, die zeitweise in Bukarest mitregierte, bestanden, vor allem bei der SS, enge Beziehungen.

Im Januar 1941 putschten die Gardisten brutal und erfolglos gegen Marschall Antonescu. Etwa 300 flohen nach Deutschland. Wegen des Putsches gegen den von Hitler geachteten Antonescu waren sie dort zwar in Ungnade gefallen, erhielten aber dennoch eine Art Asyl. Etliche wurden in Konzentrationslagern (Buchenwald, Sachsenhausen, Dachau) inhaftiert, allerdings als „Ehrenhäftlinge“, die, von den KZ-Opfern und deren Not abgeschirmt, kein allzu schlechtes Leben führten.

Gerhard Köpernik hat in seinem Buch viele Details über ein wenig bekannten Kapitels der deutsch-rumänischen Beziehungen in den Jahren 1938 – 1945 zusammen getragen und auch recherchiert, was aus den Gardisten nach 1945 geworden ist.

Referent:
Dr. Gerhard Köpernik, DRG


Jour Fixe

Einhundert Tage Präsident Klaus Johannis – Eine Bilanz der ersten Präsidentschaftszeit

25. März 2015

Sechs Millionen Rumänen wählten ihn direkt zum rumänischen Präsidenten; Mehrheiten von 60 bis über 90 Prozent sorgten weltweit für Aufsehen. Die Erwartungen an den lutherischen Siebenbürger Klaus Johannis, lange erfolgreicher Bürgermeister von Hermannstadt/Sibiu sind gewaltig; nach seinem Amtsantritt am 22. Dezember 2014 stieg das Vertrauen der Rumänen in die Politik sprunghaft an. Johannis versprach für mehr Wachstum zu sorgen, in den Straßenbau zu investieren, und, vor allem dies erhoffen die Rumänen: Es soll Schluss sein mit Klientelpolitik, Korruption und dem verrotteten „alten System“, das das schlechte Image der Rumänen im Ausland prägt. Im Jahr 2013 wurden über eintausend Regierungsbeamte wegen Korruption angeklagt; in den letzten Jahren mehr als 30 Minister. Fast täglich sieht man im Fernsehen Politiker, die in Handschellen abgeführt werden. Klaus Johannis mit seinem Image des „Saubermanns“ mit deutschen Sekundärtugenden hat die Chance zur Erneuerung des Landes, was aber kann er erreichen? Seine Kompetenzen sind begrenzt. Der durch diverse Unregelmäßigkeiten belastete Regierungschef Victor Ponta hat die Mehrheit im Parlament. Johannis muss mit ihm in einer „semipräsidentiellen Demokratie“ auskommen. Durch die Verfassung sind die Kompetenzen von Regierungschef und Staatspräsident nicht genau geregelt, Machtkämpfe sind vorprogrammiert. Dennoch: das Land hat seit dem Amtsantritt von Klaus Johannis aufgeatmet, die resignative Stimmung hat sich aufgehellt. 100 Tage nach dem Amtsantritt bilanziert die renommierte Rumänien-Kennerin Dr. Anneli Gabanyi erste Erfolge und erste Schwierigkeiten.

Referentin:
Dr. Anneli Ute Gabanyi, Politikwissenschaftlerin, siebenbürgisch-rumänische Herkunft, zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zur rumänischen Revolution und den Folgen des Systemwechsels auch für Osteuropa. Studium der Anglistik und Romanistik an der Babeș-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca/Klausenburg; politikwissenschaftliche und philosophische Studien u.a. in den USA. Nach der Ausreise aus Rumänien u.a. am Forschungsinstitut von Radio Free Europe, Wissenschaftliche Referentin der Stiftung Wissenschaft und Politik. Forschungen u.a. zur Republik Moldau, Nachbarschafts-und Schwarzmeerpolitik der EU.


Jour Fixe

Der Dorfschreiber aus der Stadt: Mein Jahr in einem rumänischen Dorf

Ein literarischer Bericht
24. Februar 2015

Sich ein Jahr in Cata, Katzendorf, im siebenbürgischen Rumänien als „Dorfschreiber“ nieder zu lassen, verlangt Neugier, Ausdauer, Abenteuerlust und Liebe zu Menschen und Tieren. Der Berliner Autor Jürgen Israel war nicht selten mit den Schafen und den Schäfern des Dorfes von Sonnenaufgang bis zum Abend in der hügeligen Landschaft unterwegs. Er erlebte die brütende Sommerhitze und die Schnee- und Eiseskälte des rumänischen Winters. Er saß auf dem Bock der Pferdewagen, mit denen Holz geholt wurde. Er freundete sich mit Zigeunern (so lassen sich die Roma hier nennen) an. Er lebte im Schatten der vor 800 Jahren gegründeten Katzenburger Kirchenburg. Er wohnte im Jahrhunderte alten Pfarrhaus, in dem Frieder Schuller, der Initiator des Dorfschreiberpreises geboren wurde. Als Dorfschreiber hatte Jürgen Israel, so bestimmte es Frieder Schuller, auch die Aufgabe: „sich zu wundern“. Jürgen Israel ließ sich mit Herz und Verstand auf das manchmal verwunderliche und ungewohnte Leben ein. Über seine Beobachtungen, Begegnungen und Empfindungen schrieb er ein literarisches Tagebuch, aus dem er lesen wird. In Katzendorf, so hieß Cata, als der Ort noch von Siebenbürger Sachsen bewohnt wurde, leben heute etwa 1000 Menschen, Roma, Rumänen, Ungarn.

Referenten:
Jürgen Israel studierte Altertumswissenschaften und Germanistik in Jena. Wegen Wehrdienstverweigerung Gefängnis von 1970 bis 1972, danach Berufsverbot als Verlagslektor. Ab 1973 offiziell „Sachbearbeiter für Export“, in Wahrheit Lektor bei einem Leipziger Verlag. Später freiberuflicher Autor, Lektor, Publizist, zahlreiche Veröffentlichungen, 1999 Stipendium Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, 2001 Stadtschreiber von Rheinsberg, 2013/14 Dorfschreiber von Katzendorf.

Frieder Schuller, aus Katzendorf stammender Berliner Filmemacher, Lyriker, Regisseur. Begründete den “Dorfschreiberpreis”. Gemeinsam mit dem rumänischen Schriftstellerverband und der Zeitschrift „Satul“ (Das Dorf) wurde der Preis 2011 erstmals ausgelobt.


Jour Fixe

Volle Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus Rumänien nach einem Jahr – Chancen, Vorteile, Risiken

29. Januar 2015

Seit einem Jahr, seit dem 1.1. 2014, ist der deutsche Arbeitsmarkt auch für Arbeitnehmer aus Rumänien und Bulgarien geöffnet. Damals herrschte in Deutschland eine aufgeregte Debatte über eine „Armutseinwanderung“ in das deutsche Sozialsystem, auf die man sich nun gefasst machen müsse. Politiker und Medien schürten fremdenfeindliche Vorurteile und Panikmache. Zu kurz kamen in der öffentlichen Diskussion sachliche Argumente über die Vorteile, Chancen, aber auch die neuen Herausforderungen, die mit der vollen Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus diesen beiden Staaten einhergehen. Ein Jahr später stellen Arbeitsmarktexperten fest: es hat weder Masseneinwanderung nach Deutschland gegeben noch einen schweren Missbrauch der Sozialsysteme. Rumänen (und Bulgaren) sind seltener arbeitslos als der Durchschnitt der Deutschen; sie sind gut im Arbeitsmarkt integriert.
Nach diesem ersten Jahr der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen (und Bulgaren) ziehen wir Bilanz: Was hat sich nach einem Jahr für die Rumänen verändert? Wie viele sind gekommen und wie ist deren Arbeitsmarktsituation in Deutschland (Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Gehaltsstruktur, Leistungsbezug, Gefahr der Ausbeutung durch mafiöse Geschäftemacher, Schwarzarbeit), auch im Vergleich zu anderen Zuwanderergruppen? Wie ist die Lage in den Kommunen? Was sind Gründe für die Abwanderung aus Rumänien, wie ist die soziale Lage im Land und was sind Migrationsmuster in Rumänien?

Referent:
Matthias Jobelius leitet seit Mai 2012 die Bukarester Repräsentanz der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) für Rumänien und Moldau. Er studierte Politikwissenschaften in Berlin und London, vor seiner Berufung nach Bukarest war er u.a. Regionalkoordinator der FES für den Südkaukasus.


Jour Fixe

Zwischen Schichten der Erinnerung – Neue Medien in der aktuellen Kunst Rumäniens

in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst.
28. Januar 2013

Die Arnheim-Professur geht auf den Filmkritiker und Filmhistoriker Rudolf Arnheim zurück, der die Theorie des „denkenden Sehens“ und Gestaltens entwickelte. Eine hochrangige interdisziplinäre Jury beruft jährlich einen ausländischen Gastdozenten an der Humboldt-Universität. Gefördert wird diese Professur durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Stiftung Brandenburger Tor.

Der Vortrag wird Bilder einiger engagierter, zeitgenössi­scher Künstler aus Rumänien als „lieux de mémoire“ – im Sinne von Pierre Nora – präsentieren. Vor allem in den Neuen Medien wird sichtbar, dass im Gegensatz zur Rückkehr in den „Elfenbeinturm“ des Ateliers jetzt der Blick des Künstlers auch politisch und sozialgeprägt ist. So stehen die Beobachtung und Kommentierung urbaner und sozialer Veränderungen im postkommunistischen Rumänien im Mittelpunkt z.B. der künstlerischen Tätigkeit Josef Kiralys. Die jüngere Generation versucht die Zeitgeschichte zu thematisieren: Stefan Sava, der die Spuren des Holocaust zeigt; Alexandra Croitoru, deren kritischer Blick unbequeme politische Wirklichkeiten und kulturelle Klischees offenbart; Bogdan Bordeianu, der in den „temporären“ Landschaften die Prekarität der Wirtschaft und der Gesellschaft zu präsentieren versucht.

Referentin:
Ruxandra Demetrescu, DRG


Jour Fixe

Hab’ ich Angst? Märchen und Mythen der Roma

Buchvorstellung und Theateraufführung
6. September 2012

Referentinnen:
Franziska Gerth und Bettina Schubert


Jour Fixe

“Umerziehung” durch Folter – Das Experiment von Pitești

Vorführung des Dokumentarfilms “Demascarea – Die Entlarvung” und Diskussion
30. Mai 2012

Es sind Szenen wie in dem Spielfilm „Das Experiment“: Studenten foltern Studenten. Im kommunistischen Rumänien wurde dies 1949 Realität. In einem Gefängnis der Ortschaft Pitesti führte der Geheimdienst Securitate so genannte Umerziehungsmaßnahmen durch, mit denen die Inhaftierten zu treuen Genossen erzogen werden sollten. Die Gefangenen, meistens kritische Studenten, mussten zu diesem Zweck ihre Mithäftlinge foltern. Das Experiment erwies sich als so effektiv, dass dieMethode bald im ganzen Land angewendet wurde.

60 Jahre später haben der rumänische Drehbuchautor Alin Muresan und der Regisseur Nicolae Margineanu über das makabre Experiment von Pitesti einen Film gedreht. Im Beisein der Autoren und eines Zeitzeugen wird der 70-minütige Film „Die Entlarvung“ erstmals in Berlin aufgeführt.

ReferentInnen:
Dr. Rainer Rother (Künstlerischer Direktor Deutsche Kinemathek), Dr. Alexandrina Panaite (stellv. Leiterin Rumänisches Kulturinstitut Berlin), Dr. Hubertus Knabe (Direktor Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen), Alin Muresan (Schriftsteller und Drehbuchautor), Nicolae Margineanu (Regisseur) und Petru Cojocaru (Zeitzeuge)

Moderation:
Helmuth Frauendorfer, Stellv. Direktor Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen


Jour Fixe

Ein-Blick in die Kultur rumänischer Roma

in Kooperation mit der Europabeauftragten des Bezirksamtes Neukölln
11. Januar 2012

Die Zuzüge von EU-Bürgern aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten wie Rumänien und Bulgarien bleibt konstant und ist im Wesentlichen auch eine Armutswanderung. Damit einhergehend sind Sie in den unterschiedlichen Dienststellen und Institutionen mit den Neuankömmlingen konfrontiert und wissen doch nur wenig über die Kultur der Roma, die so andersartig erscheint. Mit dieser Veranstaltung sollen kulturelle Unterschiede und deren geschichtlichen Hintergründe beleuchtet werden.

Referent:
Joscha Remus ist Journalist und Schriftsteller.