Das Jahr 2002 stand unter dem Zeichen des Todes des Gründers und Präsidenten des Vereins, Herbert Siebold. Er verstarb nach langer Krankheit am 14.11.2002. Die Deutsch-Rumänische Gesellschaft e.V. war durch seine Persönlichkeit und seinen Einsatz maßgeblich geprägt. Sein Verlust stellt einen Einschnitt und eine Herausforderung für die Arbeit der Gesellschaft dar.

Ein erfreuliches markantes Ereignis des Jahres 2002 war die Feier des 10-jährigen Bestehens der Gesellschaft. Die DRG wurde im Februar 1992 gegründet und blickt somit jetzt auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zurück. Daher wurde am 14. Juni 2002 im Rumänischen Kulturinstitut Titu Maiorescu in Berlin eine Feier veranstaltet, die den Teilnehmern in ausgezeichneter Erinnerung geblieben ist. Unter den fast 100 Gästen waren u.a. der Botschafter von Rumänien, S.E. Adrian Vierita, Herr Hans Peter Annen vom Auswärtigen Amt und als Festredner Prof. Wolfgang Breckner von der Universität Klausenburg. Für die musikalische Unterhaltung sorgten Fineas Dragomir und Cristian Niculescu am Flügel und die Band „Amala“.

Ebenfalls im Zusammenhang mit dem 10-jährigen Bestehen der Gesellschaft steht die Herausgabe einer Sonderausgabe der Deutsch-Rumänischen Hefte als Festschrift zum 10-jährigen Bestehen des Vereins mit zahlreichen Rückblicken auf die bisherigen Projekte. Zuvor konnte im Frühjahr auch eine reguläre Ausgabe der „DRH“ erscheinen, sodass erneut zwei Ausgaben der Deutsch-Rumänischen Hefte erscheinen konnten, die nach wie vor eine Visitenkarte der Gesellschaft darstellen.

Ein besonderes Ereignis im Berichtsjahr war auch die Durchführung der insgesamt nunmehr vierten Studienreise der DRG nach Rumänien, an der etwa 30 Personen teilnahmen. Die Fahrt führte in diesem Jahr hauptsächlich in die Walachei (Muntenien und Oltenien), berührte jedoch auch Siebenbürgen und den Banat. Zur Studienreise fand auch ein Nachtreffen statt, das von nahezu allen Teilnehmern besucht wurde. Neben vielen Besichtigungen, u.a. auch der eindrucksvollen Klöster der Walachei (die Gruppe wohnte 2 Tage im Kloster Bistrita) standen auch Gespräche mit Vertretern der deutschen Minderheit in Temeswar und Bukarest auf dem Programm.

In Temeswar wurde wieder Kontakt mit dem Verein „Speranta“ aufgenommen, der sich um mehr als 1000 Familien mit behinderten Kindern kümmert. Von einigen Mitreisenden wurde nach der Rückkehr eine erfolgreiche Spendeninitiative eingeleitet, welche die Anschubfinanzierung des Gehaltes einer Sozialpädagogin ermöglicht.

An ältere Traditionen anknüpfend, veranstaltete die DRG im Restaurant Stella di Mare im Laufe des Jahres 2002 wieder mehrmals den jour fixe (Stammtisch), diesmal jeweils mit einem Ehrengast. Wir konnten Sascha Goretzko und Felix Wolf von der Evangelischen Rumänien- und Moldawieninitiative Berlin, den rumänisch-orthodoxen Pfarrer in Berlin, Herrn Constantin Mihoc, und die Schriftstellerin Carmen-Francesca Banciu begrüßen. Letzere hielt auch eine kleine Lesung ab, die bei den zahlreich erschienenen Gästen sehr großen Erfolg erzielte.

Zusammen mit der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft und anderen Veranstaltern führte die DRG im Frühjahr 2002 eine Veranstaltung zum Thema „Die Euroregion Donau-Kreisch-Mieresch-Theiß – grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Banat“ in der Europäischen Akademie in Berlin durch.

Daneben sei auf die zahlreichen gemeinsamen Projekte mit dem Rumänischen Kulturinstitut Titu Maiorescu im Rahmen der Reihe „Deutsch-Rumänische Begegnungen“ hingewiesen. Beispielsweise fand im Februar ein Lesung von Richard Wagner aus seinem neuen Buch „Miss Bukarest“ und im September eine Ausstellungseröffnung mit Collagen von Andor Kömives und Gisela Weimann statt. Weiterhin seien in diesem Zusammenhang die Diskussionsveranstaltung „Welches Europa soll es sein?“ mit Dr. Anneli Ute Gabanyi und die Veranstaltung mit dem Bochumer Professor für rumänische Literatur, Herrn Prof. Florin Manolescu zum Caragiale-Jahr hervorgehoben.

Mit erneuter Unterstützung der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft konnte wiederum eine Runde des Schüleraustauschs zwischen der Berliner Evangelischen Gesamtschule Neukölln und dem Klausenburger Cosbuc-Lyzeum stattfinden; erfreulicherweise beginnt sich bei diesem von der DRG initiierten Projekt schon so etwas wie eine Tradition zu bilden.

Dagegen wurde aus finanziellen Gründen das Stipendienprojekt der DRG im Jahre 2002 unterbrochen, die Stipendiatin Maria Vlad war im Wintersemester 2001/2002 in Berlin, für die Ausschreibung des neuen Stipendiums für das Sommersemester 2003 begannen im Berichtsjahr die Vorbereitungen.

Zur punktuellen Unterstützung kultureller und karitativer Aktivitäten vergab die DRG einige kleinere finanzielle Zuschüsse. So konnte der in Berlin lernenden begabten rumänischen Pianistin Ileana Botescu durch ein Ministipendium im Berichtsjahr 2002 die Teilnahme an einem Meisterkurs ermöglicht werden. Wie bereits in Vorjahren wurden auch wieder zwei Kleinstipendien an zwei begabte Schüler des Musiklyzeums „Sigismund Toduta“ gewährt.

Nicht an letzter Stelle ist die im Frühjahr 2002 stattgefundene Mitgliederversammlung zu nennen, bei der turnusgemäß diesmal jedoch keine Gremien-Neuwahlen stattfanden, sowie die mit Ausnahmen im regelmäßigen 6-Wochen-Rhythmus stattfindenden Vorstandssitzungen.

Die geänderte Satzung des Vereins konnte nach längeren Querelen mit dem zuständigen Rechtspfleger beim Registergericht nun endlich vollständig ins Vereinsregister eingetragen werden.

Die finanzielle Entwicklung des Vereins im Berichtsjahr verlief zufriedenstellend, insbesondere konnten ein Einnahmeüberschuss verzeichnet werden, der eine gewisse Rücklage für die Projektarbeit in den Folgejahren ermöglicht. Diese Entwicklung war maßgeblich durch die erneut großzügige Spendenbereitschaft zahlreicher Mitglieder und Freunde bedingt. Auch die Mitgliederentwicklung verlief positiv; per saldo konnten im Jahre 2002 konnten 11 Neuzugänge willkommen geheißen werden, sodass die DRG am Jahresende 125 Mitglieder (ohne die in Rumänien wohnenden beitragsbefreiten) verzeichnen konnte.

Alexander Roth

Vizepräsident