Sich ein Jahr in Cata, Katzendorf, im siebenbürgischen Rumänien als „Dorfschreiber“ nieder zu lassen, verlangt Neugier, Ausdauer, Abenteuerlust und Liebe zu Menschen und Tieren. Der Berliner Autor Jürgen Israel war nicht selten mit den Schafen und den Schäfern des Dorfes von Sonnenaufgang bis zum Abend in der hügeligen Landschaft unterwegs. Er erlebte die brütende Sommerhitze und die Schnee- und Eiseskälte des rumänischen Winters. Er saß auf dem Bock der Pferdewagen, mit denen Holz geholt wurde. Er freundete sich mit Zigeunern (so lassen sich die Roma hier nennen) an. Er lebte im Schatten der vor 800 Jahren gegründeten Katzenburger Kirchenburg. Er wohnte im Jahrhunderte alten Pfarrhaus, in dem Frieder Schuller, der Initiator des Dorfschreiberpreises geboren wurde. Als Dorfschreiber hatte Jürgen Israel, so bestimmte es Frieder Schuller, auch die Aufgabe: „sich zu wundern“. Jürgen Israel ließ sich mit Herz und Verstand auf das manchmal verwunderliche und ungewohnte Leben ein. Über seine Beobachtungen, Begegnungen und Empfindungen schrieb er ein literarisches Tagebuch, aus dem er lesen wird. In Katzendorf, so hieß Cata, als der Ort noch von Siebenbürger Sachsen bewohnt wurde, leben heute etwa 1000 Menschen, Roma, Rumänen, Ungarn.
Referenten:
Jürgen Israel studierte Altertumswissenschaften und Germanistik in Jena. Wegen Wehrdienstverweigerung Gefängnis von 1970 bis 1972, danach Berufsverbot als Verlagslektor. Ab 1973 offiziell „Sachbearbeiter für Export“, in Wahrheit Lektor bei einem Leipziger Verlag. Später freiberuflicher Autor, Lektor, Publizist, zahlreiche Veröffentlichungen, 1999 Stipendium Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, 2001 Stadtschreiber von Rheinsberg, 2013/14 Dorfschreiber von Katzendorf.
Frieder Schuller, aus Katzendorf stammender Berliner Filmemacher, Lyriker, Regisseur. Begründete den „Dorfschreiberpreis“. Gemeinsam mit dem rumänischen Schriftstellerverband und der Zeitschrift „Satul“ (Das Dorf) wurde der Preis 2011 erstmals ausgelobt.