Vor gut einem Jahr öffnete Rumänien seine Grenzen und seine Herzen für die von Russland angegriffenen Menschen aus der Ukraine. Über drei Millionen Geflüchtete haben inzwischen die Grenze nach Rumänien passiert, 100.000 haben sich in dem EU-Land niedergelassen, die Hälfte von ihnen Kinder. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg hatten die Menschen in Rumänien so große Angst wie in der Nacht des 24. Februar 2022, als die russische Invasion in der Ukraine begann. Viele fragten sich damals: Was tun wir, wenn die Russen auch uns angreifen? Und: Was passiert mit der Republik Moldau?
2024 ist ein Super-Wahljahr in Rumänien. Im Mai finden die Europawahlen, später im Herbst die Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen statt. Die aktuelle Regierungskoalition aus PSD (Sozialdemokraten) und PNL (National-Liberale) – mit dem Juniorpartner UDMR, dem politischen Verband der ungarischen Minderheit – bereitet sich im Vorfeld auf die vereinbarte Rochade (im Mai 2023) an der Spitze der Regierung vor. Der Zuspruch für die Koalitionsparteien ist in den letzten Umfragen geschrumpft, die rechts-nationalistische Partei AUR konnte zulegen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die wirtschaftliche und soziale Lage in Rumänien – im Schatten des Krieges in der Ukraine – auf die bevorstehenden Wahlen auswirken wird.
Referent:
Robert C. Schwartz ist Journalist. Seit 1992 ist er für die Deutsche Welle, den Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland, tätig. Zwischen 2000-2020 leitete er die Rumänische Redaktion der DW. Zurzeit betreut er unter anderem das umfassende Projekt „Sinti und Roma in Europa“.
Schwartz wurde 1956 in Hermannstadt/Sibiu, Rumänien, geboren. Nach dem Studium der Germanistik an der Universität Bukarest arbeitete er als Lehrer am Deutschen Gymnasium in der rumänischen Hauptstadt, dessen Direktor er nach dem Sturz Ceaușescus wurde. 1990 war er Vertreter der deutschen Minderheit im ersten provisorischen Parlament Rumäniens nach der politischen Wende. Seit Ende 1991 lebt er in Deutschland.
Schwartz ist Mitglied der Südosteuropa-Gesellschaft (München) und sitzt im Vorstand des Deutsch-Rumänischen Forums e.V. (Berlin). 2012 wurde er mit dem rumänischen Orden für Kulturelle Verdienste im Rang eines Kommandeurs ausgezeichnet.