Fast jeder/jede aus Rumänien stammende Deutsche kennt aus seiner/ihrer Familie die Erzählungen der im Januar 1945 in die Sowjetunion deportierten Generation. Es wurden „alle arbeitsfähigen Deutschen – Männer im Alter von 17 bis 45 Jahren, Frauen von 18 bis 30 Jahren – , die sich auf den von der Roten Armee befreiten Territorien Rumäniens, Jugoslawiens, Ungarns, Bulgariens und der Tschechoslowakei befinden“ mobilisiert und „zum Wiederaufbau der Bergbauindustrie im Donezbecken und der Schwarzmetallurgie des Südens“ eingesetzt. Dieser Beschluss des sowjetischen Verteidigungskomitees erging am 16. Dezember 1944 und wurde von Stalin unterzeichnet.
Aus Rumänien wurden zwischen 70.000 und 80.000 Deutsche in sowjetische Arbeitslager verschleppt, wo sie zwischen 1945 und 1949 Zwangsarbeit leisteten.
Der Band „Lagerlyrik“ ist zum 70. Jahrestag der Deportation erschienen. Er sammelt Gedichte, Fotografien, Zeichnungen, Lieder, Verse, Reime und Sprüche der Deportierten selbst und dokumentiert ihr Leben und vor allem ihr Leiden in den Arbeitslagern aber auch ihre Hoffnung und ihren Überlebenswillen.
Über dieses Thema wurde in der Öffentlichkeit lange geschwiegen. Erst nach 50 Jahren begann die wissenschaftliche Aufarbeitung. 2009 setzte Herta Müller den Deportierten ein literarisches Denkmal in ihrem Buch „Atemschaukel“. Erst mit „Lagerlyrik“ erhalten die Betroffenen selbst eine Stimme.
ReferentInnen:
Günter Czernetzky, Renate Weber-Schlenter, Luzian Geier, Hans-Werner Schuster und Erwin-Josef Ţigla (Hg.)