Zwischen Juni und September 1942 ordnete das faschistische Regime in Rumänien die Deportation von 25.000 bis 30.000 Roma nach Transnistrien an: betroffen waren etwa 12 Prozent der damaligen Roma. Auf Befehl von Marschall Ion Antonescu wurden als erstes jene Roma verschleppt, die man als „gefährlich und unerwünscht“ eingestuft hatte; Dokumente lassen vermuten, dass schließlich die gesamte Roma-Bevölkerung deportiert werden sollte. In den Arbeitslagern herrschten grauenvolle Zustände, vergleichbar jenen in den KZ der Nationalsozialisten. Schätzungen gehen davon aus, dass nur 1.500 Roma die Deportationen überlebten: ihnen gelang die Flucht aus den Lagern, als im Frühjahr 1944 die sowjetischen Truppen vorrückten und die rumänischen Truppen zurückwichen.
Auch für etwa 100.000 rumänische Juden aus der Bukowina und Bessarabien war Transnistrien die Hölle: 1941 organisierte der Generalstab der rumänischen Armee ihre Deportation in das Gebiet zwischen Dnjestr und Bug (heute Republik Moldau). Fast alle starben, wie auch die deportierten Roma, an Hunger, Kälte, Krankheiten.
Wie geht Rumänien 75 Jahre später mit dem Holocaust an den Roma um? Was wissen junge rumänische Roma von diesem dunklen Kapitel der rumänischen Geschichte?
ReferentInnen:
PD Dr. Mariana Hausleitner, geboren in Bukarest, als Historikerin und Hochschullehrerin vor allem mit der Geschichte Südosteuropas im Faschismus des 20. Jahrhunderts befasst. Zahlreiche Publikationen zur Beteiligung Rumäniens an der Vernichtung der Juden, zu Deutschen und anderen Minderheiten in Ost-und Südosteuropa. Kuratorin der vielbeachteten Ausstellung „Die Polizei im NS-Staat“ (2011 im Deutschen Historischen Museum, Berlin)
Prof. Dr. Viorel Achim, Historiker am Nicolae Iorga Institut (Bukarest), profilierter Kenner der Geschichte der rumänischen Roma und der Minderheiten in Rumänien, dazu zahlreiche Publikationen; Fellow am Imre Kertesz Kolleg der Universität Jena (2012), Forschungen und Veröffentlichungen zu den deutsch-rumänischen Beziehungen 1940 – 1944.