Republik Moldau (01.10. – 12.10.2017)
Im Herbst 2017 konnte eine lange gepante DRG – Studienreise in das östliche Nachbarland Rumäniens, die Republik Moldau / Moldova durchgeführt werden. Dabei interessierte uns mit den 13 Mitreisenden neben der aktuellen Lage in diesem Nicht – EU – Land insbesondere die gemeinsame Geschichte dieses Landes mit Rumänien und der Großregion Moldau. Es ist ein junges Land, ein neuer sich nur allmählich stabilisierender Staat und auch eines der am wenigsten von Touristen besuchten Länder weltweit.
Der Flug Berlin – Chişinău dauerte 2 Stunden und am frühen Nachmittag des 1. Oktobers erreichten wir den Flughafen der moldauischen Hauptstadt. Nach der Ankunft und einem Imbiss starteten wir direkt zu einer größeren Stadtrundfahrt unter Leitung der Dozentin für deutsche Sprache Frau Natalia Domkovici. Dabei umrundeten wir das historische Stadtzentrum um uns zunächst die großen, in der sowjetischen Zeit entstandenen Wohnviertel mit vielen acht – bis 16 – geschossigen Wohnblocks anzusehen. Danach gab es mehrere Stopps im historischen Zentrum der im 19. Jh. als große, weitläufige, gut durchgeplante russische Kolonialstadt und städtisches Zentrum Bessarabiens massiv erweiterten vorherigen kleinen Landstadt. Neben dem Gedenkstein für das Ghetto sahen wir auch den neu aufgestellten Gründungsstein an der Stelle an der der früher sehr kleine Ort am Flüsschen Bîc einst begründet wurde.
Am Abend wurde die Reisegruppe von Dr. Josef Sallanz, derzeit DAAD – Lektor in Chişinău im folkloristisch – rustikal eingerichteten Lokal Sălcioara bei gutem, landestypischen Essen begrüßt.
Der Sonntag begann mit einer Fahrt aus Chişinău in nördlicher Richtung über Ivancea (Herrenhaus und Park) nach Orhei Vechi im Flusstal des Răut. Bevor der Weg ins Flusstal des Raut hinabführt gab es einen sehr guten Überblick über das gesamte weitläufige Gebiet mit dem canyonartigen, bis zu 100 m eingetieften Tal des Răut von einem Panoramapunkt aus. Dann folgten die Relikte der türkischen Bäder und Grundmauern einer Festung. Am Dorfrand von Butuceni begann ein Rundweg zum spektakulären Höhlenkloster mit weiter Aussicht auf das Răut – Tal und der Kirche oberhalb von Butuceni und ein Dorfrundgang in Butuceni, einem der schönsten, inzwischen schon stärker auf Touristen ausgerichteten Dörfer des Landes.
Später kam die Besichtigung der Weinkeller und Abfüllanlagen im nahegelegenen Dorf Brăneşti, die Pivniţele Brăneşti. Die Weinlagerhöhlen erstrecken sich auf 58 km Länge. Im benachbarten sehr empfehlenswerten, neuerschlossenen Höhlenkomplex – in Zukunft mit Hotel und Theater – Epoca de Piatră / Steinzeit kamen wir schließlich zur Weinprobe und Abendessen in rustikalem unterirdischen Ambiente.
Am kommenden Tag fuhren wir von Chişinău in südwestlicher Richtung nach Hînceşti, einer quirligen Kleinstadt in sehr schöner landschaftlicher Lage am südlichen Rande des Codru – Waldgebietes, am Übergang zwischen Waldsteppe und Steppe. Von 1945 bis 1995 war die Stadt nach dem dubiosen sowjetischen „Helden“ Grigori Kotovki in Kotovsk benannt.
Ziel war die jüngst nach mehrjähriger Renovierung wiedereingeweihte Schloßanlage des Manuc Bei. Diese vom sehr wohlhabenden armenischen Kaufmann Emanuel Marzayan (1769 – 1817) – auch Erbauer des Hanul lui Manuc in Bukarest – zu Beginn des 19. Jh. in Auftrag gegebene Anlage aus einen Schloß, einer nicht erhaltenen armenischen Kirche, einem älteren Herrenhaus und einen nebenliegenden malerischen Jagdschlösschen in Backsteingotik stellt den größten Komplex dieser Art im Lande dar. Die Renovierung – einschließlich der bemerkenswerten unterirdischen Verbindungsgänge – ist einigermaßen gelungen und die Anlage entwickelt sich schon zu einem touristischen Magneten. Durch das waldreiche bergige Codru – Gebiet ging es nun zum Kloster Hâncu, dem größten Kloster des Landes. Es entstand zumeist im 19. Jh. Derzeit wird eine große, weithin sichtbare Kathedrale gebaut, die innen noch fertiggstellt werden muss. Die ganze Anlage wird von den vielen Nonnen aufwändig gepflegt und zeigt sich mit vielfältigem Blumenschmuck.
Am nächsten Ziel im Dorfe Dolna gibt es ein wunderbar erhaltenes, großzügiges altes Herrenhaus der Familie Ralli. Darin ist ein Puschkin – Museum; der Dichter weilte des mehrfach hier. Das herrlich liegende große Kloster Căpriana beherbergt die einzige gotische Kirche des Landes, von Stefan dem Großen 1491 gestiftet und teils noch aus der Gründungszeit im 15. Jh. stammend.
In der Kleinstadt Călăraşi fanden wir das Gebäude der früheren Synagoge im klassizistischen Stil aus dem 19. Jh. erhalten aber jüngst umgewandelt in ein Restaurant. Unmittelbar daneben ein Verkaufsladen der Cognacfabrik Divin. Ein besonders Highlight in den Weiten der Moldau ist sicherlich das Honighaus / Casa Mierii der Familie Stegărescu in Răciula. Zum reichhaltigen Abendessen kam eine Honigverkostung und Verkauf von guten Honig- und Bienenprodukten im kleinen Laden.
Am nächsten Tag ließen wir Chişinău dann für einige Tage hinter uns. Auf der nach nur 25 km langen Autobahn M3 fuhren wird nach Süden, Richtung offene Steppe, überquerten den Cogâlnic, ein Flüsschen, der weiter südlich durch die einstigen Hauptsiedlungsgebiete der Bessarabiendeutschen führte. Dabei durchquerten wir Ecaterinovca, ein erstes ehemaliges bessarabiendeutsches Dorf mit Kolonistenhäusern. In der Kleinstadt Cimişlia sahen wir die ehemalige Synagoge, jetzt Sporthalle, von außen. Das Polizeiorchester übte zufällig neben dem Kulturhaus in dessen Hof mit großen Holzskulpturen wir einen Blick werfen konnten.
Anschließend erfolgte die Einfahrt ins autonome Gebiet Gagausien / Gagauz yeri in der südlichen Steppe. Zunächst sahen wir uns im Stadtzentrum der Hauptstadt Comrat um. Eine der Besonderheiten dieses türkischsprachigen Gebietes – mit der weithin benutzten Umgangssprache Russisch – ist es das die Gagausen orthodox sind, die einzige christliche turkstämmige Gruppe. Wir konnten Hauptkirche und Bischofssitz in Comrat besuchen.
Einen nächsten Halt legten wir in Cahul am Pruth ein. Diese größere Stadt im Süden kristallisiert sich in den letzten Jahren mehr und mehr als regionales Zentrum heraus und hat – entgegen dem Trend der anderen Städte des Landes – sogar wieder eine wachsende Einwohnerzahl, aktuell etwa 50.000 Einwohner. Damit ist sie nach der Hauptstadt und Bălţi die drittgrößte Stadt im Lande (ohne Transnistrien). Auch bei Cahul gab es im 18. Jh. in einem der russisch – türkischen Kriege eine Schlacht. Insgesamt spielte sich ohnehin ein guter Teil der insgesamt zehn russisch – türkischen Kriege zwischen dem Ende des 17. und dem Ende des 19. Jh. in der südlichen Hälfte Bessarabiens ab. Am Ende des letzten Krieges 1877 / 78 erhielt dann Rumänien seine Selbständigkeit.
Das planmäßig angelegte Stadtzentrum überrascht mit intensiver Geschäftstätigkeit und Verkehr. Wir gingen im größeren Stadtpark an der „Ewigen Flamme“ und dem Denkmal für die Kämpfe im 2. Weltkrieg hier am Pruthübergang vorbei zur bunt ausgemalten Bischofskirche „Heiliger Michael“ des Bistums Cahul und Comrat, eines von vier orthodoxen Bistümern des Landes.
Entlang des Pruth nahmen wir den Weg in südlicher Richtung. Beim Dorf Vadul lui Isac gab es eine Wanderung entlang der Relikte des hier sogenannten „Unteren Trajanswalls“, einer 130 km in West – östlich verlaufenden erdwallartigen Befestigung aus römischer Zeit, die zum Schutz der Schifffahrt auf der unteren Donau vor Reitervölkern angelegt wurde.
Kurz vor der kleinen Donauhafenstadt Giurgiuleşti erreichen wir mit einem herausragenden Panoramapunkt bei einem Helikopterlandeplatz auf hohem Ufer des Pruth unseren südlichsten Reisepunkt. Ein weites Panorama auf das sehr breite Tal des unteren Pruth, bis zur rumänischen Hafenstadt Galaţi und den bereits südlich der Donau gelegenen Măcin – Bergen in der Dobrudscha eröffnete sich.
Etwas schwierig gestaltete sich die Situation mit der Übernachtung im Hotel Altin Palace dann in Comrat. Das durchaus freundliche Personal war zwar fähig aber nicht willens rumänisch zu sprechen und so gab es etliche unnötige Verständigungsschwierigkeiten und Verzögerungen bei Abendessen und Frühstück. Der Vorsitzende der Volksversammlung Gagausiens Hr. Vladimir Cîssa und die Abgeordnete Frau Jecova empfingen uns im Parlamentsgebäude der Region sehr freundlich und erläuterten uns die Situation in der Region und waren auch offen für Fragen nach der besonderen Situation des Gebietes und der Spezifika wie zum Beispiel dem Sprachgebrauch (Gagausisch als Turksprache im Privatgebrauch und des vorherrschenden Gebrauchs des Russischen als Verkehssprache). Das Verhältnis Gagausiens zu Chişinău ist durchaus spannungsgeladen.
Anschließend begann die mehrstündige Fahrt in den Norden der Moldau. Vorbei am Stadtrand von Chişinău ging es über die Nationalstrasse 1 in westlicher Richtung, dann parallel zum Pruth, dem Grenzfluss zu Rumänien in nördlicher Richtung zu den Toltrele Prutului / Pruthfelsen bei den Dörfern Cobani und Brȋnzeni. Dabei handelt es sich um pittoreske Felsformationen, Relikte von 10 bis 20 Mio. Jahre alten Korallenriffen. Ganz eigenartig ist auch die in der Nähe liegende Landschaft der Hundert Hügel / Sută de Movile, kleinen, steilen grasbewachsenen Hügelchen nicht anthropogener Herkunft, teils bis zu 20 m Höhe in einem Areal von einigen hundert Hektar verteilt. Einen besonderen Panoramapunkt bei Sonnenuntergang gab es hoch über dem Stausee Costeşti, einziger moldauisch – rumänischer Stausee am Pruth.
Am Abend erreichten wir dann die nördliche Stadt Edineţ. Am kommenden Morgen führte uns unser Mitreisender Armin Vogel durch die Stadt, die nach massiven Kriegszerstörungen systematisch als sozialistische Stadt mit klarer funktionaler Gliederung wiederaufgebaut wurde. Ein Ergebnis der Arbeiten ist der schöne, ausgedehnte Stadtpark im Zentrum.
In Richtung Norden ging die Fahrt dann nach Ţaul zum Landschaftspark, früher mit 46 ha größter Park des Landes mit Schloß Pommer und vielen anderen imposanten Gutshofgebäuden, alles angelegt von 1900 bis 1912. Andrei Pommer war Finanzier aus Odessa und Sankt – Petersburg; Anfang des 20. Jh. fand er hier seinen idealen Rückzugsort. Der Park wird recht gut betreut, die leeren Gebäude harren noch ihrer Wiederherstellung und Nutzung.
Die Weiterfahrt brachte uns nach Otaci am Dniester, Grenzübergangsstadt in die Ukraine. Hier lebt heute, auch rings um dem Grenzübergang, die größte Roma – Gruppe des Landes. Etliche phantasievolle grosse Romahäuser bestimmen das Stadtbild. Auf der Brücke dann der Grenzübergang in die Ukraine in die Stadt Mohyiliv – Podilskyi / Moghilew. Dort trafen wir, wie verabredet, die Lehrerin Larisa Krizhanova die uns durch die Stadt führte. Zunächst fuhren wir zum hoch über der Stadt gelegenen sehr großen jüdischen Friedhof mit einer außerordentlichen Vielfalt an Grabsteinen. Beim Besuch des jüdischen Museums, verwaltet von einigen älteren Damen, wurde die Geschichte der Juden der Stadt und besonders die der brutalen Verfolgungen während des 2. Weltkrieges deutlich. Dann gingen wir durch die Stadt und frühere Ghettozone, im Krieg eines der berüchtigsten transnistrischen Ghettos mit vielen Opfern. Gegen Ende des Aufenthaltes in der Stadt besuchten wir die heutige jüdische Gemeinde in der uns überwiegend freundliche ältere Männer willkommen hiessen. Einige von ihnen sprachen Jiddisch.
Zurück ging es abends über Otaci, dann auf besonders schlechter Strasse langsam bis Soroca.
Am nächsten Tag besuchten wir in Soroca am Dniester zunächst die alte Burganlage, im Kern noch aus der Glanzzeit des moldauischen Fürstentums im 16. Jh. Diese kleine, beinahe runde Anlage mit fünf Türmen wurde in den letzten Jahren konsolidiert und stellt nun die größte, einzige Burganlage dieser Art in der Republik Moldau dar. Dementsprechend gut besucht ist sie. Die Festung in Bender steht derzeit unter transnistrischer Verwaltung. Herr Botnari, als Stellvertreter des weitbekannten Herrn Bulat erwartete uns bereits und gab eine prägnante Zusammenfasssung der Daten in Deutsch. Im Stadtmuseum erregte besonders die Replika des Schwertes vom Moldaufürsten Stefan dem Grossen unsere Aufmerksamkeit. Kunsthandwerk wie Teppichweberei und Korbflechterei sind auch im Kreis Soroca verbreitet. Dann unternahmen wir einen Erkundungsgang durch zwei Teile der hoch über der Stadt gelegenen Roma – Wohnviertel. Viele der Häuser sind hier im früheren jüdischen Wohnviertel angelegt. Etliche Häuser imponieren durch ihre Grösse, ihre architektonische Besonderheiten oder durch ihren besonderen Schmuck, einzelne vergoldete Kuppel strahlen weithin. In einige Höfe konnten wir hineinschauen, bei einer Familie wurde uns bereitwillig der ganze Hof mit den verschiedenartigsten Brunnen und besonders phantasievollen Ausschmückungen und Stukkaturen gezeigt. Im nördlichen Teil steht ein großer Palast mit einer riesigen vergoldeten Kuppel. Die häufig etwas unbelebt wirkenden Häuser erklären sich durch die Abwesenheit von sich auf weiten Geschäftsreisen befindlicher Bewohner.
Danach fuhren wir ins weitläufige Dorf Zguriţa; ein Teil des Dorfes war ab Mitte des 19. Jh. eine jüdische Agrarkolonie. 1930 lebten hier über 80 % jüdische Einwohner, denen im 2. Weltkrieg auch das Schicksal der großen Mehrheit der jüdischen Bevölkerung Bessarabiens nicht erspart blieb, die nach dem Wiederanschluß an Rumänien 1941 brutal vertrieben, an Ort und Stelle getötet oder nach Transnistrien verschleppt und zumeist ermordet wurden. Nach einigem Suchen und Nachfragen gelang es uns schließlich im nördlichen Teil des Dorfes, hinter einer aufgelassenen Kolchose den stark überwachsenen jüdischen Friedhof zu finden.
Anschließend besuchten wir im Dörfchen Măcăreuca die von 1793 stammende kleine Holzkirche. Sie befindet sich leider an der Grenze zur Baufälligkeit, ist aber immer noch ein beredtes Beispiel für die frühere Holzkirchenarchitektur auch dieser nördlichen Region. Zu Beginn des 19. Jh. gab es noch hunderte von Holzkirchen in Bessarabien; davon sind heute nurmehr etwa 83 erhalten geblieben – die meisten in schlechten Zustand. In der nebenstehenden neuen Kirche zündeten Gläubige gerade Kerzen an und zwei Dorfrauen begannen mit dem Gesang von orthodoxen Liedern. Nur ein halbes Jahr nach unserem Besuch wurde diese Holzkirche unter Denkmalschutz gestellt und soll renoviert werden.
Danach erreichten wir über Schotterpisten den Gutsanlage Mîndîc der polnischen Familie Ohanowicz, mit im Verfall begriffenen Gutshaus vom Ende des 19. Jh. im weitläufigen und immer noch schönen 16 ha großen Landschaftspark. Im hinterem Teil fanden wir sowohl die intakte Grabanlage der Gutsbesitzerfamilie sowie den grossen Gutsparkteich. Fünf Quellen liegen im Parkgebiet. In sowjetischer Zeit als Pionierlager genutzt und danach verwaist findet heute immerhin ein Musik – Sommerfestival hier statt. Seit 2014 wurden Rehabilitierungspläne für Schloß und Park entwickelt.
Am nächsten Tag ging es von Soroca südostwärts, etwa parallel zum Dniester südostwärts. Erstes Ziel war der Friedhof des überwiegend auf dem anderen Ufer des Dniester – in Transnistrien – gelegenen ehemaligen jüdischen Schtetls Rîşcov / Raschkew im Dorfe Vadul Rîşcov. Dieser in hervorragender Lage, majestätisch am hier sanft abfallenden Flussufer gelegene große jüdische Friedhof – einer der größten in der Rep. Moldau – stellt aufgrund der besonders reich verzierten Grabsteine und dann aufgrund der zumeist aus einem zusammenhängenden großen Stein gehauenen Verbindung der stehenden Grabsteine (Mazewa; Pl.: Mazewot) mit den liegenden Grabplatten bzw. Scheinsarkophagen eine ganz spezifische regionale Besonderheit dar. Diese großen behauenen Steine können bis zu 1 to. wiegen. Leider mussten wir den Friedhof genau während des einzigen Regentages der Reise besuchen. Nach Kurzbesuch der Stadt Rezina erreichten wir im Regen das Kloster Saharna, einen der größeren Klosterkomplexe im Lande in einem tiefen Seitental des Dniester. Die Klosteranlage mit den drei Kirchen macht einen recht belebten und gepflegten Eindruck. Die orhodoxen Gebeste und Gesänge verstummen hier nicht. Hinter dem Kloster wanderten wir noch in die dicht zugewachsene Schlucht hinein und der Pfad führte zu weiteren alten Mönchs – Einsiedelerhöhlen. Einige gingen noch bis zum Wasserfall weiter.
Spät erreichten wir dann unser Tagesziel, das sehr einfallsreich gestaltete Landgasthaus Hanul lui Hanganu im Dorf Lalova auch am Dniester gelegen. Familie Hanganu bewirtschaftet und baut hier nach und nach mit großer Kreativität und Energie eines der interessantesten Ziele für Dorftourismus im Lande auf. Hinter dem heutigen Kloster Ţipova führt ein kurzer Weg bis zur Abbruchkante des Steilufers des Dniester. Hier vom etwa 80 bis 100 m hohem Steilufer über dem Fluss ergibt sich eine der allerbesten Aussichten auf die Biegungen und das Steilufer des Flusses und nach Transnistrien hinein. Allmählich senkt sich der holperige Pfad Richtung Fluss. Dabei wandert man entlang der ersten Klosterzellen um dann im unteren Bereich zu den zentralen Teilen des ausgedehnten Höhlenklosterkomplexes zu kommen. Die ersten Einsiedler begann hier bereits im 13. Jh. mit den Arbeiten und ließen sich zunächst in bescheidenen Höhlen nieder, die im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut wurden. So entstanden schließlich etliche Zellenräume, größere in den Fels gehauene Wirtschaftsräume und Kapellen und eine tief in die Steilwand eingehauene Kirche. Aushängende Pläne zeigen bereits die Entwürfe für eine offenbar geplante umfassende und aufwändige Restaurierung des zentralen Teils der Höhlenanlagen mit Vorbauten.
Nach dem anschießenden Kurzbesuch der Stadt Orhei kamen wir zum Kloster Curchi, aufgebaut im 18. und 19. Jh. und ebenso wie die anderen Klosterkirchen auch neu ausgemalt. Danach gab es einen durch DRG – Mitglied Julian Gröger organisierten sehr herzlichen Empfang mit Brot und Salz durch Dorffrauen mit Gesangseinlage im Ökodorf Rȋșcova mit Führung, Vorstellung von Projekten (v.a. Umweltbildung und – erziehung) und anschießendem Abendessen.
In die abtrünnige, russlandhörige Region Transnistrien führte uns am vorletzten Tag Vladimir Andronache, ein bekannter moldauischer Reiseleiter. Auf dem Weg dorthin besuchten wir zunächst die 2004 eingerichtete Gedenkstätte Capul de pod / Brückenkopf Şerpeni zur Erinnerung an die hier begonnene Operation Iaşi – Chişinău; nach Überquerung der merkwürdigen „Grenze“ sahen wir die Stadt Bender / Tighina und die renovierte alte moldauisch – türkische, später russische Festung. Zum Essen waren wir in der sowjetnostalgisch gestalteten Kantine am Busbahnhof. Danach ging es mit dem O – Bus über den Dniester in den Hauptort Tiraspol, wo wir das Stadtzentrum besuchten. Am Abend wurden wir im sehr guten Restaurant Kumanek in Tiraspol üppig bewirtet wurden.
Den letzten Reisetag gestalteten wir in Chişinău. Zunächst gab es einen Besuch bei der deutschen Botschaft. Dort wurde uns in einem guten Referat die Situation des Landes, insbesondere der Ökonomie erläutert und es wurde auch auf die außenpolitische Lage in der Region eingegangen. Viele Probleme sind zunächst noch ungelöst, hier und da – auch im Wirtschaftsbereich – sind kleinere Fortschritte zu verzeichnen. Nach unseren Beobachtungen im Lande sind auch immer wieder kleine positive Entwicklungen wie Restaurierungen, Renovierungen, Dorfentwicklung, Infrastrukturen, touristische Punkte etc. sichtbar. Es wurde dann noch der Ende des 19. Jh. elegant gebaute frühere Wasserturm, heute Stadtmuseum mit Aussichtsterrasse besucht und ein kleiner Gang in den Mühlentalpark beendete das offizielle Programm.
Den letzten Abend in Chişinău verbrachten wir im innerstädtischen Folklorerestaurant „La Taifas“ bei moldauischem Essen, Wein und mit moldauischer Musik mit eingängigen Melodien, besonders mit Geigen und Zymbalon vorgetragen. Insgesamt wurden ca. 1.800 km zurückgelegt.
Besonderer Dank geht an den ausdauernden und geduldigen Fahrer, Herrn Gheorghe, das Berliner Reisebüro Ex Oriente Lux mit Jürgen Bruchhaus und Uli Räuchle, Wittenberg für die kundige Betreuung der Reisegruppe.